Offene Welt e. V. Mondoaperto in Köln

Offene Welt e. V. Mondoaperto in Köln

von Ulrich Aghte • Artikel im ZMI Magazin 2024, S. 34

Wer in einer Suchmaschine im Internet „Italiener Köln“ eingibt, der erhält zahlreiche Hinweise auf italienische Restaurants und Geschäfte. Dass es darüber hinaus viel mehr Italien in Köln gibt, ergeben solche Suchaktionen nicht. Dabei ist die italienische Gemeinschaft in Köln und der Region vielfältig. Dies abzubilden und ihren Bedürfnissen zu entsprechen, hat sich unter anderem der Verein „Offene Welt e. V. Mondoaperto“ in der Kölner Südstadt vorgenommen. Seit mehr als 16 Jahren kümmert er sich darum, Italiener:innen, Deutsche und Menschen anderer Nationalitäten und Hintergründe zusammenzubringen, ein Stück Italien am Rhein zu präsentieren, aber auch einen Beitrag zur besseren Integration der in Köln lebenden Italiener:innen zu leisten.
Es war der 19. Mai 2007, als rund 20 Menschen, mehrheitlich Italiener:innen, einige wenige Deutsche, eine Satzung beschlossen und den Verein offiziell gründeten. „Zweck des Vereins ist die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens“, heißt es direkt zu Beginn der Satzung.
Dieser Zweck sollte durch unterschiedliche Aktivitäten verwirklicht werden. Dazu gehören, so heißt es weiter in der Satzung, unter anderem:
Aktivitäten zur Förderung älterer Migrantinnen und Migranten, des Dialogs zwischen den Generationen und den Geschlechtern sowie im Rahmen der interkulturellen Familienbildung.
Engagement im vielfältigen Kulturbereich, berufliche Aus- und Fortbildung sowie Maßnahmen, die zur besseren Integration beitragen.
Aktivitäten, die den sprachlichen und kulturellen Austausch in der bestehenden Vielfalt begünstigen.
Sozialbetreuung und -beratung, Angebote für ältere Menschen, Kinder- und Jugendarbeit gehörten von Anfang an zu den Vereinsaktivitäten. Der Verein versteht sich ebenfalls als Interessenvertretung der in Deutschland lebenden Italiener:innen.
Die Gründungsmitglieder hatten einen Verein ins Leben gerufen; dass sich daraus ein Interkulturelles Zentrum entwickelte, hat viele naheliegende Gründe: Die Aktivitäten des Vereins und auch die Nachfrage aus der italienischen Gemeinschaft Kölns trugen dazu bei, ebenso wie der multikulturelle Charakter der Stadt. Zur Zeit der Vereinsgründung gab es natürlich bereits Integrationsangebote der Stadt oder auch von Wohlfahrtsverbänden. „Offene Welt“ sah und sieht sich als eine Ergänzung hierzu. Es ist ein niederschwelliges Angebot. Eine Beratung in Fragen der Renten- oder Arbeitslosenversicherung nimmt hier manche Person in Anspruch, die vielleicht zuvor am selben Ort Gast bei einem italienischen Konzert war oder am Senior:innennachmittag teilgenommen hat.
Es wird überwiegend Italienisch gesprochen und auch die Sozialberatung findet in dieser Sprache statt. Bei den Senior:innenentreffen werden gemeinsam italienische Lieder gesungen, es gibt eine Gruppe, die sich dem traditionellen sizilianischen Tanz verschrieben hat. Das kulturelle Angebot ist eine Ergänzung, zum Beispiel zu den Veranstaltungen des italienischen Kulturinstituts, mit dem „Offene Welt“ seit langem kooperiert. Es ist aber gleichzeitig eine Brücke zum sozialen und politischen Angebot, weil es den Menschen einen ersten Zugang erleichtert. So gibt es zum Beispiel Informationsveranstaltungen über das kommunalpolitische System in Deutschland und die Möglichkeiten der demokratischen Teilhabe. Diejenigen, die so eine Veranstaltung besuchen, haben von ihr möglicherweise beim gemeinsamen Singen italienischer Lieder oder der Präsentation eines italienischen Buches erfahren.
In den vergangenen Jahren haben Angebote für neu in Köln angekommene Italiener:in-
nen das Programm des Interkulturellen Zentrums ergänzt; denn nach Jahren der Stagnation steigt die Zahl vor allem der jungen Menschen aus Italien, die nach Deutschland kommen, aktuell deutlich an. Berufsberatung, Informationen über das schulische und universitäre Angebot, über das soziale Netz und natürlich Sprachkurse sind daher noch wichtigere Aktivitäten des Vereins geworden. Auch hier erfolgt der Zugang oft über niedrigschwellige Angebote, wie zum Beispiel ein Theaterprojekt in italienischer Sprache für junge Menschen.
Viele Angehörige anderer Nationalitäten nehmen das italienische Kulturangebot ebenfalls wahr – interkulturell ist schließlich keine Einbahnstraße. Auch ein Italienisch-Sprachkurs gehört zum Angebot. Die Tatsache, dass es in einer Stadt wie Köln deutsch-italienische, deutsch-türkische, italienisch-polnische oder deutsch-spanische Familien gibt, um nur einige wenige beispielhaft zu nennen, schlägt sich auch in einem interkulturellen Zentrum nieder. So gibt es längst auch bei „Offene Welt“ kulturelle Angebote etwa aus Osteuropa oder Afrika. Inzwischen nutzt auch ein polnischer Verein die Räumlichkeiten des Zentrums für Informationsveranstaltungen in polnischer Sprache.

Jeder Verein braucht auch ehrenamtliches Engagement. Doch ein Interkulturelles Zentrum in seiner ganzen Vielfalt wäre ohne öffentliche Unterstützung nicht machbar. Die Stadt Köln und der Paritätische Wohlfahrtsverband leisten wertvolle finanzielle Unterstützung und oft auch intensive und geduldige Beratung; finanzielle Mittel kommen auch vom Land Nordrhein-Westfalen. Diese Unterstützung ist erst die Basis dafür, dass ehrenamtliches Engagement sich im Interkulturellen Zentrum entfalten kann. 