ZMI-Sprachfest 2024 am 20. Februar 2024
zum Thema „Postmigration? Mehrsprachigkeit in der heutigen Gesellschaft”
Materialien:
Präsentation von Prof. Dr. Erol Yildiz (Universität Innsbruck) zu seinem Vortrag am 20.2.2024 in Köln. Hier downloaden
Das jährliche Sprachfest des ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration in Kooperation mit der Volkshochschule Köln fand am 20.02.2024 als hybride Veranstaltung im VHS-Forum im Rautenstrauch-Joest-Museum statt. Insgesamt rund 150 Interessierte aus Schulen und Hochschulen, politische Vertreter:innen, Teilnehmende aus Behörden und Verwaltungen, Mitarbeitende öffentlicher und freier Träger sowie
Migrant:innenselbstorganisationen nahmen an dem Fest zum Thema „Postmigration? Mehrsprachigkeit in der heutigen Gesellschaft“ teil.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Videobotschaft der Oberbürgermeisterin Henriette Reker und einer persönlichen Ansprache durch Jens Buttler, Regionaldirektor Köln des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BaMF).
Den fachlichen Teil der Veranstaltung leitete Prof. Dr. Erol Yildiz von der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Innsbruck mit dem Hauptvortrag „Migration macht mehrheimisch und mehrsprachig (MMMM) – eine postmigrantische Lesart“ ein. Er betonte, dass im öffentlichen Diskurs
über Migration und Integration seit Jahren eine, wie selbstverständlich praktizierte, Doppelmoral festzustellen sei: Phänomene der Mobilität, Individualisierung oder auch Diversität würden bei „Einheimischen“ prinzipiell als Zeichen globaler Orientierung gepriesen, bei „Mehrheimischen“ jedoch eher als Defizit und mit Argwohn betrachtet. Während bestimmte Formen der Diversität vorteilhaft und wünschenswert seien, würden andere als problematisch wahrgenommen. Migrationsbedingte Praktiken erschienen dann als Abweichung von der „Normalität“.
Gerade (post-)migrantische Lebensentwürfe und Alltagsrealitäten seien jedoch Beispiele dafür, wie globale Bezugspunkte entstünden, wie mehrheimische und weltheimische Zugehörigkeiten zustande kämen und welche Rolle diese für Kinder und Jugendliche in deren Alltag einnähmen.
Auf der anschließenden Podiumsdiskussion – moderiert von Prof. Dr. Hans-Joachim Roth von der Universität zu Köln – sprachen Elif Șenel-Lautwein vom WDR, Prof. Dr. Erol Yildiz, Dr. Robert Fuchs von DOMiD e. V. und Tejon Luziano Gonzalez vom Deutsch-Spanischen Kulturkreis Antonio Machado e. V. und Mitglied des Integrationsrates der Stadt Köln über die gelebte Postmigration in den jeweiligen Einrichtungen. Besonders hervorgehoben und besprochen wurde hierbei die Rolle von Mehrsprachigkeit in diesem Kontext.
Gerahmt wurde das Sprachfest wieder durch Auftritte des mehrsprachigen Musikers Melchi Vepouyoum gemeinsam mit Leonie Wollersheim am Cello zu Beginn und zum Ausklang der Veranstaltung. Der musikalische Beitrag berührte die Herzen der Anwesenden und erntete großen Beifall.
Im Anschluss an die Veranstaltung boten Informationsstände der Handwerkskammer zu Köln, der VHS Köln, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, der Landesstelle Schulische Integration der Bezirksregierung Arnsberg und natürlich auch des ZMI allen Teilnehmenden die Möglichkeit, sich zu informieren und bei Getränken und Snacks miteinander ins Gespräch zu kommen
Veranstaltungen zum Thema „Rassismuskritik“ für den Verbund Kölner europäische Grundschulen
Am 1. und 2. Oktober 2024 fanden zwei Veranstaltungen für den Verbund Kölner Europäischer Grundschulen zum Thema „Rassismuskritik“ statt. Diese richteten sich sowohl an die Lehrkräfte als auch an die OGS-Mitarbeitenden und wurden von Prof’in Dr’in Sara Hägi-Mead geleitet. Ziel der Veranstaltungen war es, für eine rassismuskritische Haltung im schulischen Kontext zu sensibilisieren und den Teilnehmenden fundiertes Grundlagenwissen zu vermitteln.
Die erste Veranstaltung am 1. Oktober richtete sich an insgesamt 118 Lehrkräfte der 11 beteiligten Schulen, die Veranstaltung am 2. Oktober an 58 Mitarbeitende der 7 beteiligten OGS-Einrichtungen. Dabei stand die Einführung in die Rassismuskritik im Mittelpunkt. Prof’in Dr’in Hägi-Mead erklärte grundlegende Konzepte und betonte die Relevanz eines kritischen Blicks auf Rassismus in der Schule.
Die Veranstaltungen erwiesen sich als gelungener Auftakt zur Etablierung einer rassismuskritischen Perspektive in den Schulen des Verbunds. Trotz des Wunsches einiger Teilnehmender nach intensiverem Arbeiten mit konkreten Materialien, waren die Rückmeldungen überwiegend positiv. Der nächste Schritt besteht nun darin, das Material in drei Schulen probeweise anzuwenden, um es anschließend langfristig auch in anderen Schulen des Verbunds zu etablieren
Fachveranstaltung „Frühpädagogik in der postmigrantischen Gesellschaft“ am 12. September 2024
Das ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration führte gemeinsam mit dem Kommunalen Integrationszentrum Köln eine Fachveranstaltung zum Thema „Frühpädagogik in der postmigrantischen Gesellschaft“ am 12. September 2024 von 14.00-17.30 Uhr an der Universität zu Köln durch. Der Fachtag fand im IBW Gebäude 211 in der Herbert-Lewin-Straße 2, 50931 Köln statt.
Die Fachtagung ging einerseits auf Herausforderungen wie Rassismus und Diskriminierung in den Kindertageseinrichtungen ein, aber auch andere Aspekte der heterogenen Gesellschaftsstruktur wurden in unterschiedlichen Workshops und im Podiumsgespräch in den Fokus genommen. Gleichzeitig wurde ein Raum zur Vernetzung und zum Austausch geschaffen.
Den zentralen Vortrag hielt Frau Dr. Seyran Bostancı zum Thema „Rassistische Strukturen in der Frühpädagogik“, vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).
Im Anschluss gab es Workshops und ein Podiumsgespräch zu den folgenden Themen:
- Handlungsstrategien im Umgang mit Diskriminierung in der KiTa: Frau Dr. Seyran Bostancı,
- „Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung“: Frau Mercedes Pascual Iglesias
- Demokratie leben von Anfang an – Partizipation im Kindergarten: Frau Claudia Busch
- „Empowerment für Kinder of Color in Safer Spaces“: Frau Dr. Nkechi Madubuko
Dieser Workshop richtet sich ausschließlich an Fachkräfte of Color
- Einführung in Critical Whiteness: Abwehr und Privilegien: Frau Thivitha Himmen und Frau Sailja Schallenberg
Dieser Workshop richtet sich ausschließlich an weiße Fachkräfte
- Aristea 5 Jahre: „Ich bin Griechin, aber ich kann auch Deutsch!“ – Gelebte Mehrsprachigkeit als Ausdruck der Postmigration: Frau Dr. Anja Leist-Villis
Fortbildungstag Deutsch 2024
Deutsch – Fremdsprache, Zweitsprache, Herkunftssprache
Am 09. November 2024 wurde der „Fortbildungstag Deutsch – Fremdsprache, Zweitsprache, Herkunftssprache“ bereits zum fünfzehnten Mal veranstaltet. Seit seiner erstmaligen Durchführung im Jahr 2010 wird die Tagung von der bewährten Kooperation zwischen der Universität Bonn, der Universität zu Köln, dem ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration sowie den Volkshochschulen Bonn und Köln getragen. Die Veranstaltung richtet sich an alle Fachkräfte, die sich in Bildungseinrichtungen oder in der Erwachsenenbildung für die Förderung der deutschen Sprache engagieren. Dazu zählen Lehrkräfte unterschiedlicher Schulformen und -stufen, Kursleitende, pädagogische Mitarbeitende außerhalb des Schulbereichs sowie Hochschulwissenschaftler:innen.
In diesem Jahr fand der Fortbildungstag bereits zum fünften Mal als reine Online-Veranstaltung statt. Dieses Format, ursprünglich aus der Notwendigkeit der Coronapandemie heraus entstanden, hat sich über die letzten Jahre als äußerst erfolgreich erwiesen. Die digitale Durchführung wurde von den Teilnehmenden auch in diesem Jahr positiv bewertet und bleibt ein fester Bestandteil des Konzeptes. Die positive Resonanz spiegelt sich auch in den Anmeldezahlen wider: Mit 365 Teilnehmenden verzeichnete der Fortbildungstag 2024 ein weiterhin großes Interesse an der digitalen Fortbildungsreihe.
Den Hauptvortrag hielt in diesem Jahr Prof.‘in Dr. Sara Hägi-Mead von der RPTU (Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau). Unter dem Titel „Den weißen Fleck im Blick: Erfahrungen mit rassismuskritischen Unterrichtsmaterialien“ thematisierte sie die häufig unbewussten, aber tief verwurzelten Strukturen von Rassismus im schulischen Kontext. Sie zeigte auf, wie Rassismus sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräfte beeinflussen kann und verdeutlichte die Bedeutung rassismuskritischer Reflexion im Unterricht. Mit anschaulichen Beispielen wurden Möglichkeiten vorgestellt, wie Materialien gestaltet und im Unterricht eingesetzt werden können, um einen diskriminierungssensiblen und inklusiven Lernraum zu schaffen.
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung waren die 23 Workshops, die ein vielfältiges Spektrum an Themen und Methoden für unterschiedliche Zielgruppen von der Primarstufe bis hin zur Erwachsenenbildung abdeckten. Die Teilnehmenden konnten sich mit interaktiven und spielerischen Ansätzen für den DaZ- und DaF-Unterricht vertraut machen, neue strukturierte Schreibmethoden erproben und innovative Konzepte für einen inklusiven Sprachunterricht diskutieren. Der Einsatz digitaler Tools wurde erneut intensiv behandelt und durch neue Schwerpunkte, wie die Nutzung Künstlicher Intelligenz in der Sprachförderung, ergänzt. Zudem rückte die Bedeutung von Mehrsprachigkeit als Ressource und Kompetenz weiter in den Fokus.
Die Veranstaltung erhielt auch in diesem Jahr viel positives Feedback, insbesondere für die professionelle Durchführung und die praxisnahen Inhalte. Besonders die Angebote für die Primarstufe sowie anwendungsorientierte Themen stießen auf großes Interesse. Nicht zuletzt wurde der Austausch unter den Teilnehmenden als wertvolle Bereicherung des Programms hervorgehoben. Der Fortbildungstag Deutsch 2024 bewies damit einmal mehr seine Relevanz als Plattform für den fachlichen Diskurs und die Weiterentwicklung der Sprachförderung in unterschiedlichsten Bildungskontexten.
Arbeitskreis Bilinguale und Mehrsprachige KiTas
Im Juni 2024 hat das Kommunale Integrationszentrum Köln mit Förderung des ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration die bilingualen Kindertagesstätten zu einem Arbeitskreis eingeladen.
Anwesend waren Erzieher:innen, Sprachfachkräfte und KiTa-Leitungen unterschiedlicher Einrichtungen aus dem Kölner Stadtgebiet sowie eine Kollegin des Amtes für Kinder, Jugend und Familie. Der Arbeitskreis soll zukünftig zweimal jährlich stattfinden. Weitere interessierte Kölner Kindertagesstätten und Tagespflegepersonen, die im Kontext natürliche Mehrsprachigkeit und Bilingualität arbeiten, sind eingeladen, das Kommunale Integrationszentrum Köln zu kontaktieren, um an den Sitzungen des Arbeitskreises teilzunehmen, „Good Practice“-Beispiele auszutauschen, Fragen zu besprechen und thematische Inputs einzubringen und zu erhalten.
Zum Auftakt des ersten Treffens war als Expertin für Zweisprachigkeit, Spracherwerb und Sprachförderung im Elementarbereich Frau Dr. Anja Leist-Villis eingeladen. Im Rahmen ihres dialogischen Vortrags zum Thema „Stolpersteine in der mehrsprachigen Erziehung“ legte sie den Fokus auf Beratung und Unterstützung der Eltern. Die Teilnehmenden konnten Fragen stellen und Erfahrungen aus dem KiTa-Alltag teilen.
Im Gespräch zeigte sich, dass Eltern Mehrsprachigkeit zwar in den meisten Fällen als hohen Wert ansehen und mit ihren Kindern ihre eigene Herkunftssprache sprechen möchten, im Alltag jedoch auch Stolpersteine und Unsicherheiten auftreten, zum Beispiel, wenn Kinder phasenweise eine der Sprachen nicht sprechen möchten. Manche Eltern haben auch die Sorge, ihre Kinder zu überfordern.
Durch eindrucksvolle Beispiele aus ihrer Forschung mit deutsch-griechisch-sprachigen Familien konnte Frau Dr. Anja Leist-Villis den Teilnehmenden entwicklungspsychologische Aspekte des Spracherwerbs nahebringen, die sie selbst auch nutzt, um Eltern Wissen zu vermitteln und Ängste abzubauen. Insbesondere kurze Videosequenzen haben anschauliche Einblicke in die mehrsprachige Lebensrealität einzelner Kinder gegeben und aufgezeigt, inwiefern das kindliche Verhalten mit seinem Entwicklungsstand in Bezug auf den Spracherwerb zusammenhängt. Deutlich wurde, dass die frühe Kindheit erwiesenermaßen die beste Zeit ist, um mehrere Sprachen natürlich zu erwerben.
Der Umgang der Eltern mit dem mehrsprachigen Spracherwerb der Kinder und die damit verbundenen positiven wie herausfordernden Erlebnissen wurden in diesem Kontext ebenfalls thematisiert, Fragestellungen aus dem Publikum aufgegriffen und in der Gruppe besprochen. Der daraus entstandene Austausch, bei dem sowohl die Teilnehmenden als auch die Expertin ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen einbringen konnten, war sehr partizipativ und wertvoll.
Frau Dr. Leist-Villis betonte, dass es beim mehrsprachigen
Spracherwerb gerade für Eltern wichtig sei, gelassen und flexibel zu bleiben und weder sich selbst noch die Kinder unter Druck zu setzen. Stattdessen gehe es darum, den Spaß an Sprachen zu vermitteln. Ihr Vortrag endete mit den zuversichtlichen Worten: „Und vertrauen Sie darauf: Kinder schaffen das spielend“ – ein Satz, der in Erinnerung bleibt und Mut macht.
Weitere Informationen zur mehrsprachigen Entwicklung und Erziehung finden Sie auf den Seiten von Dr. Anja Leist-Villis unter www.zweisprachigkeit.net.
Das Kommunale Integrationszentrum erreichen Sie per Mail unter ki@stadt-koeln.de.
Workshop zum Aussprachetraining
Für interessierte DaZ-Lehrkräfte und ehrenamtliche Sprachförderkräfte aus den Interkulturellen Zentren Kölns organisierte das ZMI in Kooperation mit dem Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e. V. (BFmF e. V.) einen Workshop zum Thema Aussprachetraining, der am 17. Mai 2024 von Dr. Marco Triulzi durchgeführt wurde. Dr. Triulzi ist an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Institut für Deutsch als Fremdsprache tätig und arbeitete zuvor an der Sapienza Università di Roma sowie am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in Köln. Im Workshop hob er die Bedeutung einer verständlichen Aussprache hervor und erläuterte Methoden zur Vermittlung. Zu bedenken seien dabei die bereits erlernten Sprachen der Deutschlernenden, da diese sich auf das Erlernen der neuen Sprache auswirken können. In den bereits beherrschten Sprachen noch unbekannte oder unterschiedliche Muster und Laute (Interferenzen) müssen beim Lehren besonders berücksichtigt werden, während bekannte Strukturen der bereits erlernten Sprache(n) auf die neu zu lernende Sprache übertragen werden können (Transfer). Eine Diagnostik der vorhandenen Bedürfnisse in einer Lerngruppe sei daher entscheidend für ein gelingendes Aussprachelernen.
Ganz im Sinne eines Workshops gab Dr. Triulzi wichtige Hinweise für das Lehren von Aussprache und erprobte gemeinsam mit den Teilnehmenden konkrete Übungen. Beim Lehren der Aussprache sollte dabei darauf geachtet werden, dass Unterschiede in der Aussprache durch die Lehrenden zuerst erkannt, d. h. gehört werden. Erst danach bieten sich Übungen zur Sprachproduktion an. Für die Übungen sei weiterhin erstens die regelmäßige Wiederholung wichtig, zweitens die Verknüpfung von Aussprache und Bewegung, welche einen besseren Lernerfolg bewirke. Dr. Triulzi beendete den Workshop mit praktischen Tipps zur Integration von Aussprachetraining in Sprachlernsettings, wie etwa dem Grammatikunterricht, und mit Verweisen auf nützliche Lernmaterialien zum Aussprachelernen.
Um über anstehende Veranstaltungen in Zukunft frühzeitig informiert zu werden, können wir Sie gerne in unseren Verteiler aufnehmen. Senden Sie uns dazu bitte eine kurze Nachricht an info@zmi-koeln.de.