Veranstaltungen 2008 / Auftaktveranstaltung

Veranstaltungen 2008

Mercator-Symposion

„Fachliche und sprachliche Förderung von Schülern mit Migrationsgeschichte“ am 27. August 2008

Vom 24. bis 29. August 2008 fand in Essen der 15. Weltkongress der Angewandten Linguistik (AILA) statt. Er stand unter dem Motto „Mehrsprachigkeit: Herausforderungen und Chancen“.
Im Rahmen der AILA wurde am 27. August 2008 das Mercator-Symposium mit dem Titel „Fachliche und sprachliche Förderung von Schülern mit Migrationsgeschichte“ durchgeführt. Organisiert wurde es von Dr. Claudia Benholz, Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Dr. Gabriele Kniffka, Dr. Bettina Seipp, Dr. Lotte Weinrich, Dr. Elmar Winters-Ohle, Projektpartnern der Stiftung Mercator an den Standorten Dortmund, Essen und Köln. Finanziert wurde das Symposium von der Stiftung Mercator GmbH, Essen. Ziel des ganztägigen Symposiums war, neuere Konzeptionen zur fachlichen und sprachlichen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschich te, die international diskutiert werden, einem breiteren Publikum vorzustellen. Im Mittelpunkt standen dabei Verfahren zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler beim Erwerb konzeptionellschriftsprachlicher Kompetenzen sowie die sprachliche Förderung von Zweitsprachenlernern im Regel-/Fachunterricht. Obwohl in Deutschland nach den Ergebnissen der OECD-Vergleichsstudien eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Sprachkompetenz von Schülerinnen als-Zweitsprache-Lernenden in der Sekundarstufe I und II hier noch in den Anfängen. Insbesondere der Fachunterricht wird als Rahmen für sprachfördernde Maßnahmen bislang zu wenig genutzt. Das Symposium stellte vor diesem Hintergrund eine Plattform zur Präsentation und Diskussion empirisch untersuchter Unterrichtskonzepte aus anderen Ländern bereit und sollte zugleich als Anregung verstanden werden, neue Wege im Fachunterricht zu beschreiten und diese, nicht nur aus fachlicher, sondern auch aus sprachlicher Sicht zu planen. Dies ist, aus Sicht der Organisatoren des Symposiums, ein Weg, Schülerinnen und Schüler mit Migrationsgeschichte einen ihren Begabungen adäquaten Bildungserfolg zu ermöglichen.
Das Symposium war in zwei Teile gegliedert, vormittags fanden Vorträge, nachmittags Workshops statt. Prof. Jim Cummins (Toronto, Kanada) leitete mit seinem Vortrag „Total Immersion or Bilingual Education“ in den Themenbereich ein. Anschließend stellte Prof. Pauline Gibbons (Sydney, Australien) mit ihrer Präsentation „Learning academic registers in context: scaffolding language in content classrooms“ anhand von Beispielen aus dem Regelunterricht in einem australischen Kontext das Unterrichtskonzept des Scaffolding vor. Dr. Thomas Studer (Freiburg, Schweiz) zeigte in seinem Beitrag „Zum Förderpotenzial von Sprachenportfolios für Jugendliche mit Migrationsgeschichte“, wie Sprachenportfolios in der Arbeit mit Deutsch-als Zweitsprache-Lernenden sinnvoll eingesetzt werden können. Zum Abschluss des ersten Teils erläuterte Prof. MaryEllen Vogt (Kalifornien, USA) das SIOP-Modell, das in den USA zur Ausund Fortbildung von Lehrkräften u. a. im Bereich des sprachsensiblen Unterrichtens eingesetzt wird.
Die Vorträge fanden mit gut 500 Zuhörern außerordentlich große Resonanz.
In den am Nachmittag angebotenen Workshops wur den jeweils spezielle Aspekte des Rahmenthemas vertieft:

1. Prof. Dr. R. S. Baur & M. Spettmann (Duisburg-Essen), Lesefertigkeiten testen und fördern.
2. Dr. U. Ohm (Jena), Deutschsprachiger Fachunterricht
3. Prof. Dr. P. Gibbons (Sydney), Making language visible: putting scaffolding into action
4. Prof. Dr. W. Grießhaber (Münster), Schreiben in der Zweitsprache Deutsch – Sprachkenntnisse einschätzen, Schreibfertigkeiten fördern
und Schülern, vor allem im Vorschulbereich, zu verzeichnen sind, befinden sich innovative, Erfolg versprechende Konzepte zur Förderung von Deutsch-
Organisatoren und Mitwirkende des Mercator-Symposiums (von rechts nach links):
Lotte Weinrich, Thomas Studer, Bettina Seipp, Udo Ohm, Elmar-Winters-Ohle, Jim Cummins, Pauline Gibbons, Ruprecht S. Baur, Antonie Hornung, Claudia Benholz, Wilhelm Grießhaber, Melanie Spettmann, MaryEllen Vogt, Gabriele Kniffka
5.Prof. Dr. A. Hornung (Modena, Italien), Aus Texten lernen
6.R. Kruczinna (Köln), „Fach-Sprache-Kompetenzen“ – Prinzipien des deutschsprachigen Fachunterrichts mit zweisprachigen Lernern
7. Dr. B. Seipp (Dortmund), Evaluation im Rahmen von Sprachförderprojekten
8. Dr. Th. Studer (Freiburg, Schweiz), Sichtung und Diskussion von Ansätzen und Materialien in Sprachenportfolios zur Förderung fremdsprachiger Jugendlicher
9. Prof. Dr. M. Vogt (Kalifornien), Practical Classroom Implications of the SIOP Model for Mainstream Teachers of Second Language Learners

An den Workshops nahmen insgesamt 180 Interessierte teil.

Die Beiträge des Symposiums werden im Jahr 2009 in einem Sammelband, herausgegeben von Claudia Benholz, Gabriele Kniffka und Elmar Winters-Ohle, im Waxmann Verlag, Münster veröffentlicht.

Auftaktveranstaltung des ZMI am 12. September 2008

Die am 12. September 2008 im Studienhaus der Volkshochschule Köln am Neumarkt durchgeführte Auftaktveranstaltung bot den gut 80 Akteuren, die zurzeit Projekte und Initiativen unter das Dach des Zentrums für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) stellen, erstmals ein Forum, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ziel der Auftaktveranstaltung war es, dass
• sich die Produktverantwortlichen gegenseitig kennenlernen und dabei
• Schnittstellen in der jeweiligen Projektarbeit identifizieren, so dass sich Kooperationsmöglichkeiten ergeben – damit schnellstmöglich
• parallele Aktivitäten zusammengeführt werden und
• erste Ideen entwickelt werden (können), in welchen Bereichen die Produktverantwortlichen zukünftig wie gemeinsam miteinander arbeiten können;

Prof. Dr. Ursula Neumann – ehemalige Ausländerbeauftragte des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg (1999
– 2002) und interkulturelle Bildungsforscherin der Universität Hamburg – führte mit einem einstündigen Impulsvortrag zur Notwendigkeit institutionenübergreifenden Handelns (mit anschließend ausführlicher Diskussion) ein, bevor im Anschluss an eine Pause vor allem zweistündige Workshops zu den Arbeitsbereichen
• Deutschlernen,
• Mehrsprachigkeit,
• Elternarbeit sowie
• Fortbildung des pädagogischen Personals

Gelegenheit boten, voneinander zu lernen; die Workshops wurden von den Mitgliedern der Geschäftsführung des ZMI und von Prof. Dr. Michael BeckerMrotzek moderiert. Allen an der Auftaktveranstaltung Beteiligten liegt eine Dokumentation des Nachmittags vor – diese Nachbereitung wird Interessierten auf Nachfrage gerne zugesandt.
Geplant sind zukünftig zwei sogenannte Projektetreffen pro Kalenderjahr (nächster Termin: 15. Mai 2009).

Symposion Deutschdidaktik an der Universität zu Köln
vom 16. bis 20.September 2008

Ausgerichtet vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur II fand an der Universität zu Köln vom 16. bis 20. September 2008 zahlreich besucht und mit bestem Erfolg das 17. Symposion Deutschdidaktik (SDD) statt. Das hochaktuelle Rahmenthema „Differenz und Entwicklung im Deutschunterricht“ lockte gut 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Wissenschaft, Lehrerausbildung und -fortbildung sowie an Schulen im Fach Deutsch tätig sind. Insgesamt mehr als 170 Vorträge prä-
sentierten den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Deutschunterricht und in 15 Sektionen diskutierte man Brisantes von der Lernstandsdiagnose und Fragen differenzierter Sprach-, Schreibund Leseförderung bis hin zu Problemen der Aufgabenentwicklung sowie der Gestaltung von Lernmaterialien und Lernsituationen. Gerahmt wurde das Programm durch mehrere Plenarvorträge. Den Auftakt setzte Prof. Dr. Hans-Joachim Roth beim Eröffnungsempfang im Historischen Rathaus der Stadt Köln, der die spezifischen Bedingungen für sprachliche Bildung aus Sicht der Interkulturellen Pädagogik darstellte. Einen speziellen Fokus auf die Grundlagen, Vorteile und didaktischen Konsequenzen von Mehrsprachigkeit setzte am darauf folgenden Tag der Plenarvortrag von Prof. Dr. Claudia Maria Riehl. Ein besonderes Highlight bildete im Übrigen die für Publikum geöffnete Lesung der mehrfach preisgekrönten Jungautorin Tamara Bach; unter viel Beifall las sie in der Aula der Universität aus ihrem neuen Jugendroman „Jetzt ist hier“ (Oetinger 2007). Zum abendlichen Tagungsprogramm gehörten außerdem die Verleihung des Wissenschaftspreises der Deutschdidaktik 2008 (Erhard-Friedrich-Preis) für besondere Leistungen in der Deutschdidaktik an Prof. Dr. Gerhard Augst und die Überreichung des Förderpreises der Disziplin an den Nachwuchswissenschaftler Christoph Bräuer für seine empirische Forschungsarbeit zur Lesedidaktik. Zahlreiche Helferinnen und Helfer, vor allem aus der Studentenschaft der Universität, bereiteten ihren Gästen mit viel Charme und unermüdlichem Einsatz ein herzliches Willkommen, das trotz eng gestricktem Programm mit durchaus explosiver und kritischer Thematik für entspannte Atmosphäre sorgte und zu konstruktivem Dialog einlud.
Insgesamt stellte das Rahmenthema „Differenz und Entwicklung im Deutschunterricht“ die unterschiedlichen Ausgangslagen und Lernwege der Schülerinnen und Schüler ins Blickfeld. Die Lernwege der Benachteiligten in unserer Gesellschaft wie Kinder mit Migrationshintergrund, Hauptschüler und Bildungsverweigerer wurden hier ebenso betrachtet wie diejenigen der Kinder, deren Lernwege gradliniger oder auch stromlinienförmig verlaufen. Dabei rückte das Symposion auch die klassischen Inhalte des Deutschunterrichts in eine veränderte Perspektive: Die Vermittlung von Lerngegenständen wie Orthographie, Textschreiben oder Gesprächsfähigkeit wurden nicht nur als solche thematisiert, gleichermaßen diskutierte man, wie aufgrund empirischer Beobachtung des Deutschunterrichts die wissenschaftlich fundierte Entwicklung von Lernszenarien, Lernmaterialien und Diagnoseverfahren vorangetrieben werden kann.
Ohne Frage ist die Deutschdidaktik bei der Herausbildung der zentralen Qualifikationen in einer Wissensgesellschaft, Texte zu verstehen und Wissen zu formulieren, Leitwissenschaft und sollte als solche den gesellschaftspolitischen Diskurs vorantreiben und befruchten. Das 17. Symposion Deutschdidaktik setzte in diesem Rahmen einen entscheidenden – und, wie zu hoffen ist, nachhaltigen – Akzent.

Bundeskonferenz der Integrationsbeauftragten
am 6. und 7. Oktober 2008 in Dresden

Am 6. und 7. Oktober 2008 präsentierte sich das Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) auf Einladung von Maria Böhmer bei der Bundeskonferenz der Integrationsbeauftragten in Dresden mit einer Posterausstellung auf einem Markt der Möglichkeiten. Im Forum „Erziehung/Bildung/Elternarbeit vor Ort“ konnte die Arbeit des ZMI erstmals einem größeren Fachpublikum außerhalb Kölns vorgestellt werden – im Rahmen einer Podiumsdiskussion vor etwa 350 politisch-administrativ tätigen Kolleginnen und Kollegen, überwiegend leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommunaler Träger aus ganz Deutschland. Die durchweg positive Resonanz auf die Ansätze des ZMI konzentriert sich zumeist auf zwei Aspekte – insbesondere zwei Momente empfinden außenstehende Beobachter als vorbildlich und regelmäßig sogar als modellbildend:

1. Das ZMI ist kein Projekt; die Arbeit des Zentrums ist verbindlich, auf Dauer angelegt und vor allem auf Nachhaltigkeit ausgerichtet: Der institutionenübergreifenden Zusammenarbeit in (nur noch) einer gemeinsamen Institution jenseits projektmäßigen Arbeitens wird großes Potenzial beigemessen.
2. Das ZMI betont offensiv, dass Mehrsprachigkeit grundsätzlich als große Chance begriffen werden muss, insbesondere für Bildungseinrichtungen: Diese nicht-defizitorientierte Betrachtung der Themen Sprachförderung und Mehrsprachigkeit wird regelmäßig herausgestellt.

Auch 2009 ist das ZMI gebeten, die deutschlandweite Debatte über (neuartige) Ansätze und Formen erfolgreicher Integrationsarbeit mitzugestalten: Am 4. Mai 2009 findet die nächste Bundeskonferenz statt.

Landeskonferenz der Integrationsbeauftragten
am 26. November 2008 in Solingen

Am 26. November 2008 veranstaltete das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem Landesintegrationsbeirat und der Stadt Solingen den dritten Landesintegrationskongress in Solingen. Über 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung, und fast 100 Kommunen beteiligten sich aktiv an dem Kongress. Auch das Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) war mit einem Stand auf dem „Markt der Vorbilder“ vertreten.
Das Programm stand im Zeichen gelungener Integration. Minister Laschet stellte die Bedeutung von beruflich erfolgreichen Vorbildern für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund heraus, eine Talkrunde war dem Thema gewidmet, und es wurden im Rahmen des Wettbewerbs „Integrationsidee 2009“ innovative Projekte prämiert. Die Gewinner sind: die Stadt Hilden: „Wie war das noch damals“, die Stadt Bonn: „Väter-Netzwerk“ und die Stadt Hattingen: „Andere Länder – andere Sprichwörter“. Anerkennungspreise erhielten: die Stadt Münster „Salam Münster Mon Amour“ und die Stadt Aachen: „Förderpreis zur Integration im Sport“. Für einen unterhaltsamen und anregenden Abschluss des Programms sorgte der Kabarettist Fatih Çevikkollu.
Eine Dokumentation des Kongresses wird erstellt; für das Frühjahr 2009 ist eine Veröffentlichung geplant. (www.mgffi.nrw.de/integration)