Veranstaltungen 2009
Veranstaltungen 2009
Sprachfest 2009
Mehr oder weniger Sprache – Deutschlernen in einer mehrsprachigen Stadt
28. Januar 2009 im Historischen Rathaus Köln
Das erste der seitdem alljährlich im Januar stattfindenden Sprachfeste des ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration fand am 28. Januar 2009 im Historischen Rathaus statt und bot den Teilnehmenden die Gelegenheit in der Praxis erprobte, erfolgreiche Lösungen und Projekte wie auch aktuelle Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung zu Spracherwerb und Sprachdidaktik kennenzulernen. Das Sprachfest begann mit eigens erstellten, mehrsprachigen Texten von Kölner Grundschulkindern. Es folgte ein Vortrag von Prof. Dr. Hans-Joachim Roth, Universität zu Köln zum Thema „Mehr oder weniger Sprache – Deutschlernen in einer mehrsprachigen Stadt“. Im Anschluss diskutierten Expertinnen und Experten in einem Gespräch, bevor das ZMI mit seinen Zielen und Ideen vorgestellt wurde.
Oberbürgermeister Fritz Schramma rief im Anschluss zur Gründung des „Verbundes Kölner Europäischer Grundschulen“ auf: Unter Bezugnahme auf die Forderung der Europäischen Kommission, jede und jeder Europäerin und Europäer sollte neben der Muttersprache mindestens zwei Fremdsprachen beherrschen, betonte er, dass Ziel sei die Förderung der natürlichen Mehrsprachigkeit zweisprachig aufwachsender Kinder und ihre Anerkennung als wertvolle Ressourcenträgerinnen und –träger.
Das Sprachfest endete mit einem Rundgang über den Markt der Möglichkeiten mit Info-Ständen unterschiedlicher Projekte und Initiativen aus Köln.
Bundesweites treffen der deutsch italienischen Schulen in Köln,
25. bis 26. September 2009
Bildung ist zwar Ländersache, aber bei einem Zusammentreffen von Schulen mit ähnlichen Ansätzen aus verschiedenen Bundesländern können die Beteiligten durchaus profitieren. Das war die Erkenntnis des ersten Treffens bilingualer deutsch-italienischer Schulen aus dem Norden und der Mitte Deutschlands in Wolfsburg im Jahr 2008. Im September 2009 lud daher das Schulamt für die Stadt Köln zu einem zweiten Treffen ein, an dem Lehrerinnen und Lehrer aus Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hagen, Hamburg, Köln, Osnabrück und Wolfsburg teilnahmen. Die rund 60 Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleiter trafen sich im Kölner Institut „Italo Svevo“, das zwei Schulen beherbergt: eine Oberstufe zur Erlangung des italienischen Abiturs und eine vom Land Nordrhein-Westfalen anerkannte zweisprachige Gesamtschule.
Eröffnet wurde die Tagung durch die Kölner Schulamtsdirektorin Monika Baum und den italienischen Generalkonsul Eugenio Sgrò. Der italienische Staat unterstützt das zweisprachige Lernen finanziell, durch Stipendien und in einigen Bundesländern auch durch Lehrkräfte.
„Ein Mensch, der vier Sprachen kann, hat den Wert von vier Menschen“ zitierte Sgrò ,Madame de Staël. Den einführenden Fachvortrag hielt Dr. Drorit Lengyel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für International und Interkulturell vergleichende Erziehungswissenschaft im Modellprogramm „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund (FörMig)“. Sie referierte über den Unterschied zwischen dem Erwerb und dem Lernen von Sprache und verglich die unterschiedlichen Erwerbsformen des frühen und des späteren Zweitspracherwerbs. Der bilinguale Ansatz, den die vertretenen Schulen durch ein kontinuierliches, intensives und vielfältiges Sprachangebot, durch altersgerechten Unterstützungsmethoden und systematische Vergleiche zwischen den Sprachen verfolgen, fördere den Erwerb beider Sprachen auf hohem Niveau.
In Arbeitsgruppen fand ein intensiver fachlicher Austausch zu dem Gehörten und zur bilingualen Praxis statt, wobei es unter anderem um die Frage der Italienischnote im Zeugnis ging. Es blieb genügend Zeit für kollegiale Gespräche über Ideen und Materialien für den Unterricht, erstmals auch über den bilingualen Sachunterricht der Sekundarstufe in Fächern wie Geschichte und Geografie oder naturwissenschaftlichen Fächern.
Zum Rahmenprogramm des Treffens trugen die Schülerinnen und Schüler des Instituts „Italo Svevo“ gemeinsam mit den Lehrkräften und mit dem Schulleiter Franco Ruina bei. Die Ergebnisse der Tagung werden in einer Dokumentation allen Schulen zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich darüber einig, dass dieser nützliche Austausch fortgesetzt werden soll.
RAA – Jubiläum
am 25. September 2009
„15 plus – auf in die Zukunft“ lautete das Motto, unter dem die Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) am Freitag, dem 25. September 2009, im Lichthof des VHS-Ausweichquartiers in der Lotharstraße, ihr fünfzehnjähriges Bestehen feierte. Unter den etwa hundert Gästen waren neben vielen Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung und zahlreicher Kooperationspartner auch Leiterinnen und Leiter aus 27 weiteren Regionalen Arbeitsstellen in Nordrhein-Westfalen und von der RAA-Hauptstelle.
Die Bildungsdezernentin Dr. Agnes Klein wies in ihrer Würdigung der RAA-Arbeit darauf hin, dass es sich eigentlich um ein dreißigjähriges Jubiläum handele, da bereits 1979 eine Vorgängereinrichtung der RAA ins Leben gerufen wurde, die „Bildungsberatung für Ausländer“ als Abteilung innerhalb der „Zentralstelle für Bildungsberatung“. 1994 richtete die Stadt Köln dann eine RAA ein, in der schon damals die Trennung der Zuständigkeiten von Land und Kommune im Bildungsbereich überwunden werden sollte. Gemeinsam mit den kommunalen, meist sozialpädagogisch ausgebildeten Akteuren arbeiten Lehrerinnen und Lehrer aus dem Schuldienst in der RAA. Es gebe daher gute Kontakte in alle Bildungsbereiche, in beratende Einrichtungen, zum Schulträger und zur Jugendhilfe, zu kirchlichen Trägern wie dem Caritasverband, Familienbildungsstätten und zu sozialraumorientierten Netzwerken. Noch heute wird die Arbeit der (städtischen) RAA auch durch Mittel des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration und des Ministeriums für Schule und Weiterbildung unterstützt. Mit der Gründung des Zentrums für Mehrsprachigkeit und Integration im Jahr 2008 sei der RAA noch eine weitere wichtige Rolle zugekommen: Sie vertritt die Stadt Köln in dieser Kooperation mit der Bezirksregierung und der Universität zu Köln.
Christiane Bainski, Leiterin der Hauptstelle RAA NRW, hob die Bedeutung der RAA Köln für den Verbund in NRW hervor. Bildungsberatung in Form von Einzelfallberatung, von Informationsveranstaltungen für Gruppen oder in Publikationen, Seiteneinsteigerberatung für neuzugewanderte schulpflichtige Kinder und Jugendliche, Internationale Förderklassen an Berufskollegs, Fortbildungen für Lehrerinnen, Lehrer und Multiplikatoren, interkulturelle Aktivitäten und aktive Anti-Rassismus-Arbeit, Angebote zur Verbesserung der Situation der Roma in Köln und schließlich Projekte wie „Rucksack“ gehören zur großen Palette der Angebote.
Das Jahr 2009 hat der RAA Köln nicht nur ein Jubiläum beschert, sondern auch ein neues Leitungsteam: Dr. Beate Blüggel und Cahit Basar nutzten die Gelegenheit, sich vorzustellen und nicht ganz erst gemeinte Visionen für das dreißigjährigen RAA-Jubiläums im Jahr 2024 zu präsentieren: ein RAA-Museum gelte es dann zu gründen, denn niemand könne sich mehr an die Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien erinnern; Deutschland schneide bei PISA besser ab als Finnland; die Arbeitslosenquote liege bei null; Anti-Rassismus-Stellen seien mangels Nachfrage geschlossen worden und das „Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration“ beziehe ein neues Gebäude im Gerling-Komplex. Das Bühnenprogramm wurde von Kooperationspartnern der RAA gestaltet: Unter der Leitung von Marion Effinger trug eine Gruppe afrikanischer Frauen des Caritasverbandes eigene Gedichte in ihren Herkunftssprachen, auf Franzöisch und Deutsch vor, und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte von „Bunt in die Zukunft“ führten gemeinsam mit Simone Böddeker von In Via Auszüge ihres aktuellen Theaterstücks auf. Mitreißende Musik der Gruppe „Romano Trajo“ beendete das Programm. Das Fazit der Veranstaltung: Fünfzehn Jahre sind geschafft, getreu ihrem Jubiläums-Motto heißt es jetzt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RAA: zu neuen Aufgaben „auf in die Zukunft!“
Projektetreffen 2009
08. Oktober 2009, Universität zu Köln
Das erste Projektetreffen des ZMI fand statt im Oktober 2009, nachdem die erfolgreiche Auftaktveranstaltung im Jahr zuvor zu bereits intensivem Erfahrungsaustausch der Projekte und Initiativen führte. Nach der Begrüßung durch die Geschäftsführung des ZMI hörten die Kooperationspartnerinnen und –partner einen Vortrag zum Thema Europäische Mehrsprachigkeitspolitik und Beispiele guter Praxis von Kristina Cunningham von der Europäischen Kommission, Abteilung Mehrsprachigkeitspolitik. Davon angeregt entstanden intensive Gespräche im World Café an den Thementischen Kultur, Familie, Übergänge und Freizeit. Anhand der Thematisierung konkreter Erlasse, Forschungsergebnisse, Gesetze und Leitlinien zum Thema Mehrsprachigkeit fand das erste Projektetreffen seinen Ausklang.
Gründung des Verbundes Kölner europäischer Grundschulen
23. November 2009 im Historischen Rathaus
„Das ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Kölner Schullandschaft“, sagt der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters anlässlich der Gründung des Verbundes Kölner Europäischer Grundschulen am 23. November 2009 im Historischen Rathaus zu Köln: Zehn Kölner Grundschulen zeichnet er an diesem Tag aus, die vom Rat der Stadt in seiner Sitzung am 10. September 2009 ernannt worden waren – mit der feierlichen Überreichung jeweils einer Gründungsurkunde, eines Schulschildes, eines Exemplars der zweisprachigen DVD des Com.It.Es. (Komitee der Italiener im Ausland) Köln „Eine Sprache mehr, zweisprachig in Deutschland aufwachsen“ sowie der vom ZMI gemeinsam mit dem Förderkreis des Aktionskreises Psychomotorik e. V. finanzierten Jonglier-Schnupper-Sets „Beweg dich“ an die ersten zehn Verbundschulen: GGS Alte Wipperfürther Straße, GGS Alzeyer Straße, GGS An Sankt Theresia, GGS Erlenweg, GGS Ernstbergstraße, GGS Lustheiderstraße, KGS St. Nikolaus-Schule, KGS Vincenz-Statz, GGS Westerwaldstraße, KGS Zugweg.
Es sind bilinguale und Koala-Schulen, mit deutsch-italienischem und deutsch-türkischem Schwerpunkt, die den Verbund begründen. Die zuständige Schulrätin Margarita von Westphalen-Granitzka stellt deshalb während der Gründungsveranstaltung anschaulich vor allem die schulischen Programme vor – und gegenüber. Im Verbund sind zwar unterschiedliche, aber in jedem Fall vorbildliche Formen des zweisprachigen Lernens vertreten; die bilingualen und Koala-Schulen haben gemeinsam, dass das zweisprachige Lernen bei der Alphabetisierung und im Sachunterricht in den Klassen 1 bis 4 durchgeführt wird. Dies ist richtungsweisend – weswegen sich weitere Schulen zurzeit darauf vorbereiten, zum Verbund hinzuzustoßen, darunter eine deutschfranzösische und eine deutsch-spanische.
Für den Integrationsrat der Stadt Köln blickte während der Gründungsveranstaltung sein Vorsitzender, Tayfun Keltek, zurück: Der Integrationsrat hatte bereits 2006 den entsprechenden Antrag im Kölner Rat vorgestellt. Herr Keltek erinnerte daran, dass schon der erste Kölner Ausländerbeirat in den 80er Jahren eine zweisprachige Erziehung forderte. Lange vergeblich, bis Ende der 80er Jahre die ersten Koalaund bilingualen Schulen entstanden, auf Initiative einzelner Kolleginnen und Kollegen mit Unterstützung des Schulamtes. Mit dem Verbund ergeben sich nun ganz neue Möglichkeiten, diese wertvollen Initiativen gezielt zu stärken.
Auch Oberbürgermeister Roters hält schulische Konzepte unter Einbeziehung der natürlichen Mehrsprachigkeit für einen Gewinn für alle Kinder, nicht nur für die Migranten, sondern gerade auch für die Schülerinnen und Schüler, die mit deutscher Muttersprache aufwachsen. Die Kinder der Kath. Grundschule Zugweg, begleitet von dem Schulleiter Bruno Praß, haben mit Liedern auf Deutsch, Italienisch und Kölsch während der Gründungsveranstaltung gezeigt, dass Mehrsprachigkeit in Köln tatsächlich etwas ganz Normales ist.