Mehrsprachigkeit und Elternkooperation gefördert durch den Deutsch-Türkischen Verein Köln e.V. DTVK – auch in Zeiten der Corona-Pandemie

Mehrsprachigkeit und Elternkooperation gefördert durch den Deutsch-Türkischen Verein Köln e.V. DTVK – auch in Zeiten der Corona-Pandemie

von Jennifer Zepp • Artikel im ZMI Magazin 2023, S. 32

Kommunikation auf Augenhöhe und Elternkooperation sind wichtige Grundlagen für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen sowie für die Partizipation der Eltern im Kontext Schule. Schule kann dabei als ein von Diversität geprägter Lernort gesehen werden – auch im Hinblick auf die sprachliche Vielfalt der Schüler*innen und deren Eltern. Gute Elternkooperation und gelingende Kommunikation stützen sich also auf die Verwendung einer gemeinsamen Sprache. Mehrsprachige Elternbildungsangebote bieten, angefangen von der Kita über die Schulzeit bis hin zur Ausbildungszeit, Orientierung und sind ein Grundpfeiler der Eltern-arbeit des Deutsch-Türkischen Vereins Köln (DTVK), der durch die Stadt Köln und vom Land NRW gefördert wird. Als Anlaufstelle bietet er , Elternbildungsseminare und Elterncafés an, beispielsweise zu den Themen „Weiterführende Schulen“ und „Übergang Schule und Beruf“. Vorurteilsreflektiert und machtkritisch werden die Angebote nach dem Empowerment-Ansatz und dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe gestaltet. Die Angebote finden sowohl in den Räumlichkeiten der Bildungseinrichtungen als auch unabhängig in den Räumen des DTVK statt. Außerdem versteht sich der DTVK im Bereich Elternbildungsarbeit als Vermittler zwischen den Bildungsorten, den Eltern und Kindern. Auch außerschulische Einrichtungen, Institutionen und Behörden, wie beispielsweise das Jugendamt, nutzen die Kooperation zwischen Eltern und DTVK bei Anfragen von Eltern sowie zur Klärung von Kommunikationsproblemen. Die Vermittlung zwischen den Parteien sowie der Aufbau von Vertrauensverhältnissen zwischen Schule, Lehrer*innen und Eltern findet auf Augenhöhe und in wertschätzender Atmosphäre statt. Der Einbezug der Mehrsprachigkeit ist im Kontext der Elternkooperation und Elternkommunikation entscheidend, denn wenn zentrale Themen und wichtige Informationen in der eigenen Sprache zugänglich sind, entstehen Sicherheit und Vertrauen im Umgang miteinander. Dadurch können die Schüler*innen bestmögliche Unterstützung erhalten und die Eltern sich in Entscheidungsprozesse einbringen und die jeweiligen Einrichtungen als Orte erleben, an denen Mehrsprachigkeit wertgeschätzt wird. Dadurch werden sie auch darin gestärkt, die eigene Mehrsprachigkeit im Familienalltag positiver wahrzunehmen und ihre Kinder darin zu unterstützen. Auch die Bildungsorte profitieren von mehrsprachigen Angeboten und nutzen die Mehrsprachigkeit als Ressource, beispielsweise um die wesentlichen Bedarfe der Eltern- und Schüler*innenschaft zu ermitteln.
Im Kontext der Elternbildungsarbeit, der Elternkooperation und -kommunikation stellte die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung dar und es zeigte sich ein akuter Mehrbedarf in der Beratung und Begleitung. Viele Eltern waren durch die regelmäßigen Änderungen der Corona-Regelungen und deren Auswirkungen auf das Schulleben verunsichert oder überfordert. Viele Wohnverhältnisse waren für Homeschooling nicht ausgerichtet, insbesondere dann, wenn mehrere Geschwister zeitgleich zu Hause waren. Schwierigkeiten, wie eine langsames Internet oder grundsätzlich der Zugang zu einem PC, haben Kinder von einer kontinuierlichen Teilhabe abgehalten. Das kontaktlose Lernen hat viele Kinder demotiviert und es mangelte zudem an außerschulischen Aktivitäten. Eltern nahmen das Homeschooling dadurch als sehr belastend wahr. Gerade für Eltern, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, stellten die kontaktlose Kommunikation mit dem Lehrpersonal und das Verstehen der Schul- und Info-briefe große Herausforderungen dar. Viele Eltern wandten sich in dieser Zeit an den DTVK als Anlaufstelle und wurden darin unterstützt, den inhaltlichen Kontext der Informationsmaterialien zu verstehen. Familien, deren Kinder einen erhöhten Förderbedarf haben, wurden durch den DTVK in der Erstsprache beraten und individuell begleitet, um Eltern, Kinder und beteiligte Fachstellen bestmöglich zu unterstützen.
Als etablierter Träger der Elternarbeit passt der DTVK seine Angebote fortlaufend an die Herausforderungen und Bedarfe an und befindet sich im stetigen Austausch mit den Eltern. Die Förderung der natürlichen Mehrsprachigkeit im Rahmen der Elternarbeit und durch die Angebote der Bildungsträger des Landes NRW trägt wesentlich dazu bei, dass frühestmöglich das Potenzial von Mehrsprachigkeit aufgegriffen und ausgebaut wird – auch unter den Herausforderungen der Corona-Pandemie. Die jahrelange Erfahrung im Bereich Elternarbeit hat gezeigt, dass der DTVK als niedrigschwellige Anlaufstelle und anerkannte Institution sowohl bei der Unterstützung im Alltag als auch bei außergewöhnlichen Herausforderungen und Fragestellungen eine wichtige Rolle spielt.