Ein Beratungsfilm über Berufskollegs – Vorbehalte bei neu zugewanderten Jugendlichen abbauen, damit Integration gelingen kann

Ein Beratungsfilm über Berufskollegs – Vorbehalte bei neu zugewanderten Jugendlichen abbauen, damit Integration gelingen kann

von Sevinç Topal • Artikel im ZMI Magazin 2023, S. 19

Neuzugewanderten Familien und Jugendlichen das Schulsystem und die Bildungsabschlüsse in Deutschland zu erläutern und die Anbindung an Schule und andere Bildungsinstitutionen zu gewährleisten, ist Aufgabe des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Köln (KI Köln). In Einzelberatungen mit Eltern und Kindern bzw. Jugendlichen werden die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems erklärt und die Anmeldung an einer Bildungseinrichtung vorbereitet.

Neuzugewanderte Jugendliche zwischen dem sechzehnten und achtzehnten Lebensjahr werden in Köln in den Internationalen Förderklassen der Kölner Berufskollegs eingeschult. Oft gibt es das Konzept des Berufskollegs in den Herkunftsländern neuzugewanderter Menschen allerdings nicht und ist deshalb für diese schwer verständlich. Die Sortierung der Klassen nach Bildungsgängen, die Möglichkeit, alle Bildungs- und Berufsabschlüsse an einer Bildungseinrichtung erreichen zu können sowie die spezifische berufliche Ausrichtung der verschiedenen Berufskollegs wirken auf den ersten Blick überwältigend und undurchsichtig. Häufig entstehen dadurch Vorurteile und Unsicherheiten und der Wunsch, eine allgemeinbildende Schule zu besuchen. Eine Anmeldung an einer allgemeinbildenden Schule ist für neuzugewanderte Jugendliche ab dem sechzehnten Lebensjahr gesetzlich jedoch nicht vorgesehen. Die ablehnende Haltung der Jugendlichen gegenüber den für sie unbekannten Berufskollegs ist nachvollziehbar, wird diesen jedoch nicht gerecht. Die meisten Berufskollegs in Köln können jahrelange Erfahrung in der Förderung neuzugewanderter Jugendlicher vorweisen und arbeiten sehr engagiert mit diesen zusammen, um ihnen einen Bildungsabschluss zu ermöglichen.
Die Schüler*innen des Adolf-Kolping-Berufskollegs in Kerpen haben in Zusammenarbeit mit dem ZMI drei Imagefilme zu ihrer Schule produziert, die nicht nur die Besonderheiten des Berufsschulsystems hervorheben, sondern auch den persönlichen Mehrwert betonen, der ihnen gerade durch den Besuch eines Berufskollegs zuteil wurde. Alle drei Filme sind wertvolle Beiträge, die zum Verständnis des Systems Berufskolleg beitragen, und sollen bis zum Sommer 2023 professionell so aufgearbeitet werden, dass sie für die Bildungsberatung neuzugewanderter Jugendlicher genutzt werden können. Einzelne Sequenzen, in denen die Schüler*innen ihre Erfahrungswerte schildern, sollen durch Inhalte und Informationen ergänzt werden, die für den Beratungskontext der Bildungsberatung für die Sekundarstufe II wichtig sind. Mit dem so neu entstehenden Film soll den jungen, neuzugewanderten Menschen nicht nur das komplexe Berufsschulsystem veranschaulicht werden. Es sollen darüber hinaus durch die wertschätzenden Kommentare der Schüler*innen zum Berufskolleg Berührungsängste mit dem neuen System genommen und die Voreingenommenheit reduziert werden. Um die Sprachbarriere im Beratungskontext abzubauen, soll der Beratungsfilm mit Untertiteln in denjenigen Sprachen versehen werden, die im Beratungskontext am häufigsten vorkommen. Über den Beratungskontext des KI Köln hinaus soll der Film auch beratend tätigen Trägern zur Verfügung gestellt und über die Homepage des ZMI frei zugänglich gemacht werden.
Damit leistet der Film einen wichtigen Beitrag, um jungen Menschen, die neu in Köln ankommen, Zusammenhänge des Bildungssystems verständlich zu machen und somit Unsicherheiten und Vorbehalte abzubauen. Denn nur wenn junge Menschen verstehen und nachvollziehen können, was mit Ihnen geschieht und was sie im Bildungssystem erwartet, können Integration und Teilhabe sinnvoll initiiert und umgesetzt werden.