„Guter Lebensabend NRW“ – diversitätssensible Altenhilfe und –pflege für Senior:innen mit internationaler Biografie

„Guter Lebensabend NRW“ – diversitätssensible Altenhilfe und –pflege für Senior:innen mit internationaler Biografie

von Ulrike Hodissen und Neslihan Arikan

In einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft wird die diversitätssensible Gestaltung sozialer Angebote immer wichtiger. Das Kölner Projektteam von „Guter Lebensabend NRW“ hat in diesem Kontext vielfältige Maßnahmen und Aktivitäten mit dem Ziel umgesetzt, Senior:innen mit internationaler Biografie eine gleichberechtigte Inanspruchnahme von Regelangeboten der Altenhilfe und -pflege zu ermöglichen.

Die Geschichte der Bundesrepublik ist geprägt durch die Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften, die ihre Arbeitskraft zur Verfügung gestellt und ihren Lebensmittelpunkt dauerhaft in die Bundesrepublik verlagert haben. Das erste Anwerbeabkommen der BRD mit Italien im Jahr 1955 und der Beginn der Arbeitsmigration aus vielen weiteren Ländern ist mittlerweile rund 70 Jahre her. Viele Menschen, die in diesem Zusammenhang ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt nach Deutschland gelegt haben, sind jetzt im Senior:innenalter. Senior:innen- und Pflegeberatungen sowie ambulante und stationäre Pflege sind jedoch nicht auf Senior:innen mit internationaler Biografie, also ein Drittel der Senior:innen, vorbereitet. Es fehlt an sprach- und diversitätssensiblen Angeboten, wodurch gleichberechtigte Teilhabe an Beratungs- und Pflegesystemen erschwert wird. Als Anerkennung der Lebensleistungen dieser älteren Menschen mit internationaler Biografie sind die gleichberechtigte Teilhabemöglichkeit und sensible Zugänge zu allen Feldern der Altenhilfe jedoch grundlegend.
Das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen hat mit dem Modellprojekt „Guter Lebensabend NRW“ einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Altenhilfe und -pflege für Senior:innen mit internationaler Biografie unternommen. Ziel war es, nachhaltige Lösungen zur Überwindung bestehender Zugangsbarrieren zu Regelangeboten der medizinischen Versorgung sowie zu Angeboten der Altenhilfe und -pflege zu erarbeiten.

Beteiligung der Stadt Köln und deren Zielsetzung
Die Stadt Köln hat sich als eine der 21 Modellkommunen aktiv am Landesprogramm „Guter Lebensabend NRW“ beteiligt, das vom 01. April 2021 bis zum 31. Dezember 2023 durchgeführt wurde. Die Kölner Stadtverwaltung hat in diesem Zeitraum ein integriertes Handlungskonzept für die Stadt Köln entwickelt, das im Mai 2023 mit dem Titel „Abbau von Zugangsbarrieren zum Hilfe- und Pflegesystem für Senior:innen mit internationaler Biografie“ veröffentlicht wurde. Das Konzept basiert auf einer umfassenden Bedarfsanalyse und ist darauf ausgerichtet, die Angebote zur Öffnung der Altenhilfe und -pflege insbesondere für Menschen mit internationaler Biografie nachhaltig bekannt und nutzbar zu machen.

Zusammensetzung des Projektteams
Die Steuerung des Projektes lag im Rahmen einer Kooperation in den Händen des Amtes für Soziales, Arbeit und Senioren sowie des Amtes für Integration und Vielfalt. Ein kultursensibles Team, bestehend aus externen Projektpartner:innen – dem Deutsch-Türkischen Verein Köln e.V., dem AWO Bezirksverband Mittelrhein e.V. sowie der Sozial-Betriebe-Köln gGmbH – leistete die inhaltliche Projektarbeit. Ein Projektbeirat aus verschiedenen Expert:innen der Stadtgesellschaft unterstützte dabei mit wertvollem Wissen und Erfahrungswerten.

Aktivitäten und Publikationen
Wesentliche Elemente des Projektes waren die Vernetzung und der Austausch mit verschiedenen Akteur:innen. Das Thema „interkulturelle Öffnung“ wurde in Arbeitsgruppen, Netzwerken und Fachgremien eingebracht, um auf verschiedenen Ebenen Prozesse anzustoßen und die Sensibilität für dieses Thema zu erhöhen.
Eine Maßnahme war zudem die Durchführung einer 40-stündigen mehrsprachigen (Türkisch/Deutsch) Basisqualifizierung. Diese Ausbildung richtete sich an mehrsprachige Betreuer:innen und zielt darauf ab, Senior:innen mit und ohne internationale Biografie im Alltag zu unterstützen.
Für Mitarbeitende in den verschiedenen Programmen der offenen Senior:innenarbeit organisierte das Projektteam Schulungen und erstellte wichtige Publikationen. Diese enthielten praktische Informationen, Hinweise und Strategien, um bestehende Zugangsbarrieren für Senior:innen mit internationaler Biografie zu reduzieren und ihre Teilhabe an den bestehenden Angeboten zu verbessern.
Ein Booklet mit dem Titel „Abbau von Zugangsbarrieren für eine diversitätssensible offene Senior:innenarbeit“ dient als Leitfaden für Akteur:innen der offenen Senior:innenarbeit. Es enthält die im Handlungskonzept formulierten Empfehlungen zu den Themen Sprache, Diversitätssensibilität, bedarfsgerechte Informationsvermittlung und niedrigschwelliger Zugang.
Zudem beinhaltet das Booklet eine Checkliste, mit der die Akteur:innen überprüfen können, wie diversitätssensibel ihre jeweilige Einrichtung oder ihr Angebot ist.


Hier gelangen Sie zu den Publikationen:
Handlungskonzept Guter Lebensabend NRW
„Abbau von Zugangsbarrieren zum Hilfe- und Pflegesystem für Senior:innen mit internationaler Biografie“ für die Stadt Köln

Booklet „Abbau von Zugangsbarrieren für eine diversitätssensible offene Senior:innenarbeit“