Identitäten in Köln – ein Projekt des Museumsdienstes Köln mit dem ZMI-Köln im Museum Ludwig
Karin Rottmann und Anke von Heyl • Artikel im ZMI Magazin 2016, S. 15
99 Schülerinnen und Schüler aus neun verschiedenen Herkunftssprachenklassen beschäftigten sich im Museum Ludwig mit Candida Höfers Fotoserie „Türken in Deutschland“ und realisierten dort eine Ausstellung mit eigenen Arbeiten.
Ein Schulhalbjahr lang haben sich die Schülerinnen und Schüler im aktuellen Projekt „Identitäten in Köln“ mit der Frage nach ihrer Identität in einer deutschen Lebenswelt und den Anteilen ihrer Herkunftskultur darin beschäftigt. Sie stellten sich der Frage, wie sich dies mit den Mitteln der Fotografie darstellen lässt. Die berühmte Fotoserie von Candida Höfer, aber auch andere Kunstwerke aus dem Museum Ludwig halfen dabei, die Thematik formal und inhaltlich zu erschließen.
Im Fokus der Unterrichtseinheiten, die die einzelnen Kolleginnen geplant haben, stand die Auseinandersetzung mit dem Umfeld der Kinder. Wie erleben sie sich und ihre Herkunftskultur in der kölnischen Gesellschaft? Da wurden Kinderzimmer erforscht, die Wohnstraße, Geschäftsviertel und Supermärkte. Es wurden Familienfeste dokumentiert oder Tagesabläufe untersucht.
Mit dem Fotografen Maurice Cox wurde in Workshops die Frage beantwortet, was ein gutes Foto ist. Danach folgte die Motivsuche und es wurden Qualitätskriterien dafür diskutiert.
Im Museum Ludwig konnten ausgewählte Kunstwerke anhand einiger Leitfragen analysiert werden: Was erzählt das Bild über den Ort? Was erfahren wir über die Menschen? Welche Bedeutung haben die Dinge? Mit Hilfe des Creative Writing gelangen Texte, die für den Unterricht beispielgebend sein können. Vor den Sommerferien des Schuljahres 2016 sollten dann aus den Projektklassen jeweils zehn Fotos für eine Ausstellung im Museum Ludwig eingereicht werden. Die Schülerinnen und Schüler mussten ihre Fotos selbst auswählen. So konnten sie selbst noch einmal die Qualitätskriterien auf die Bilder anwenden. Es war spannend, der Jury in den Argumentationen zu folgen. Neben den formalen Kriterien wurde auch immer wieder die Motivwahl gelobt. Bei allen eingereichten Arbeiten ließ sich die Identität an Spuren der Herkunftskultur im deutschen Alltag festmachen.
Ein Beispiel:
Sebastiano hat seinen Hund fotografiert. Der Mischling hat ein Italien-T-Shirt übergestreift bekommen und sitzt auf einem Sofa. Die Wand ist geschmückt mit dem Wappen des Fußballvereins Juventus Turin. Eine knochenjagende Dinosaurierfigur ist eine erzählende Komponente des Fotos, die universell gültig bleibt. Der Text, den der in Köln lebende Sebastiano zum Bild schreibt, macht hingegen die italienische Herkunftskultur deutlich. Er ist Fan des italienischen Fußballvereins und umgibt sich mit den passenden Details. Auch sein Hund kommt aus Italien, aber dies erfährt man nur durch den Text.
Das Projekt ist Teil der Kooperation des Museumsdienstes Köln mit dem ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration. Seit 2010 geht es in derartigen Projekten darum, Kindern, Eltern und Lehrkräften die Kölner Museen nicht nur vorzustellen, sondern sie darin aktiv werden zu lassen.
Ausgangspunkt für die Projekte ist die Suche nach kultureller Identität im Museum. Über die Bezirksregierung werden interessierte Herkunftssprachenlehrerinnen und -lehrer angesprochen, die sich dann, unterstützt von einem Expertenteam, mit der Themenstellung im Museum beschäftigen und Unterrichtsideen entwickeln. Im zweiten Schulhalbjahr führen sie dann die aus ihrer Recherche entwickelten Unterrichtsreihen durch. Schließlich werden die Ergebnisse im Museum präsentiert.
Das Kölner Modell „Museumsprojekte für den Herkunftssprachenunterricht“ ist zurzeit einzigartig in der Bundesrepublik. Diese zusammen mit dem ZMI realisierten Projekte werden als einjährige Lehrerfortbildung erarbeitet.