„I Spy* …“
Fremdsprachenunterricht für die Klassen 5 und 6 (7)
für Kinder mit Migrationshintergrund in drei Kölner Museen
von Karin Rottmann, Mia Casas und Ulrike Kühnemund • Artikel im ZMI Magazin 2009, S. 14
Der Museumsdienst Köln bietet seit einigen Jahren Englischworkshops im Museum Ludwig an. Das Programm konnte entstehen, weil seit einiger Zeit intensiv über die Vermittlung von Sprache in der Bildungsarbeit der Museen diskutiert wird.
Denn: die Schülerschaft hat sich verändert. Kinder können oft die Dinge, die auf Gemälden zu sehen sind, nicht richtig benennen, sie sprechen in verkürzten Sätzen und äußern sich in einer nicht angemessenen Sprache: Deshalb wurden museumspädagogische Konzepte in einer sich verändernden Ausgangssituation für die Praxis aufbereitet – und Methoden, Übungen und Spiele zum Wortschatz, zur Grammatik und zum freien Sprechen zu Kunstwerken entwickelt. In der praktischen Arbeit zeigte sich, dass Kinder für diese Arbeitformen zu begeistern sind. Es wurde nicht nur deutlich, dass das Besondere in diesen Veranstaltungen die neuen Methoden sind, sondern auch und vor allem, dass der außerschulische Raum eine entscheidende Rolle spielt. Das Museum ist nämlich ein äußerst inspirierender Ort – der bei richtiger Nutzung eine Fülle von Aktivitäten zulässt und ein Lernen mit allen Sinnen ermöglicht: Neue Erkenntnisse der Gehirnforschung weisen darauf hin, dass ein Verknüpfen von Bildern mit dem Lernstoff und die Nutzung verschiedener Sinneskanäle die optimale Grundlage für nachhaltiges Lernen ist. Das Museum ist demnach ein idealer Lernort.
Durch die ersten Anfänge bestärkt wurde das Angebot schrittweise um Programmformate zum Themenbereich Sprachförderung ergänzt, unter anderem entstanden auch die Englischworkshops für Schülerinnen und Schüler vom 7. bis 10. Jahrgang. Es erschien zunächst einfacher, ein Programm zu entwickeln, das bereits auf Grundkenntnissen des Englischen sowie auf ausgebildeten Kommunikationsfähigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufbaut – aufbauen konnte und sollte. Das Angebot wurde erprobt und hat sich im Schulprogramm des Museumsdienstes Köln inzwischen etabliert – so dass anschließend nun auch ein neues Englischangebot für die Klassenstufen 5 bis 7 installiert werden konnte.
Dank der Finanzierung durch das Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) konnten zwei freiberufliche Mitarbeiterinnen des Museumsdienstes mit der Konzeptentwicklung und Erprobung des Programms mit Schulklassen und für zwei Lehrerfortbildungen beauftragt werden. Das Konzept verspricht eine Antwort auf die Frage zu geben, wie Englisch als 2. Fremdsprache vermittelt werden kann.
Das Workshopangebot erhielt den Titel „I Spy …“. Das Wort „spy“ wurde bewusst gewählt mit seiner Bedeutung von „spähen, spionieren und sorgfältig beobachten“, um auszudrücken, dass das erlebnisorientierte Entdecken von Farben, Formen, Material und Gegenständen im Museum im Zentrum des Lernprogramms steht. Mit den binnendifferenziert aufbereiteten Übungen und Spielen, die vor den Museumsexponaten durchgeführt wurden, werden zusätzliche Fördermöglichkeiten geschaffen, so dass leistungsstarke und schwächere Schülerinnen und Schüler gleichermaßen von den Angeboten profitieren können – und dem Aspekt Englisch als Zweitsprache Rechnung getragen wird.
Der Museumsdienst Köln ist für alle städtischen Museen zuständig – deswegen galt es von Anfang an ein Konzept zu entwickeln, das nicht nur das Museum Ludwig mit in das Programm einbezieht, sondern zusätzlich auf zwei neue, weitere Museen, das Museum für Angewandte Kunst und das Römisch-Germanische Museum übertragbar sein sollte. Diese Wahl stellte sich als eine besondere Herausforderung in der Vermittlung dar, da es nicht nur um die Beschreibung von Farben, Formen und Material gehen konnte, sondern auch historische und kulturhistorische Sachzusammenhänge erläutert werden mussten. Diese schwierigen Problemstellungen wurden jedoch gelöst:
Museum Ludwig:
„I Spy Shapes and Colours*”
Bildkarten mit Kreisen, Augen, Armen, Vierecken … werden als Lernspiel vorgestellt und die Vokabeln geübt. Später müssen die Kinder diese Formen und Gegenstände in Bildern des Museum wiederfinden. Außerdem gibt es Wegbeschreibungen, um die neue Lernstation zu finden und eine spannende Geschichte zu Picassos „Frau mit Artischocke“.
Römisch-Germanisches Museum:
„I Spy Roman Daily Life*“
Über vielfältige Aktivitäten erleben die Schülerinnen und Schüler, wie die Römer in Köln lebten und vergleichen z. B. über sogenannte „Identitätskarten“ römische Kleidung mit der heutigen oder finden auf Suchbildern nicht passende Gegenstände in einem römischen Bad.
Museum für Angewandte Kunst:
„I Spy Treasures In A Magic Kingdom*“
Mit Hilfe eines Filmausschnittes aus
„Chronicles of Narnia“ als Impuls sollen die Kinder in die Wunderwelt und Schatzkammer eines Museums für Angewandte Kunst gelangen. Es gibt kostbare Gegenstände zu entdecken und kleine Porzellanfiguren werden durch Schreibrezepte lebendig gemacht.
Das Pilotprojekt wurde in Kooperation mit der Universität zu Köln, der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) und der finanziellen Unterstützung durch das Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration (ZMI) durchgeführt.
Das Programm kann seit Januar beim Museumsdienst gebucht werden. Wir bitten wegen der großen Anzahl von Telefongesprächen in unserer Workshopkoordination höflich um Anmeldung über E-Mail.
* Die Schreibweise der Titel folgt der amerikanischen Rechtschreibung.