Sechzig neuzugewanderte Kinder und Jugendliche vertieften in den Herbstferien ihre Deutschkenntnisse Ein Bericht zur Umsetzung von drei Maßnahmen „FerienIntensivTraining – FIT in Deutsch“ an drei Kölner Schulen
Elcin Ekinci und Petr Frantik • Artikel im ZMI Magazin 2018 S. 31
Das durch das Schulministerium NRW ins Leben gerufene Programm „Ferienintensivtraining – FIT in Deutsch“ wurde in den Herbstferien erstmalig vom Mercator Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in enger Kooperation dem ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration an drei Schulen in Köln durchgeführt.
Das „FerienIntensivTraining–FIT in Deutsch“ startete 2017 als Modellprojekt an acht Standorten und wurde 2018 für ganz Nordrhein-Westfalen mit 31 Kursen weitergeführt. Das Land fördert 80 Prozent der Kosten, die restlichen 20 Prozent wurden in Kooperation vom Mercator Institut und dem ZMI getragen. Das FIT-Angebot ist für die Schülerinnen und Schüler kostenlos, Ausgaben für Ausflüge und andere Aktivitäten werden übernommen. Ebenso wird für Verpflegung während der Maßnahmetage gesorgt.
In den Herbstferien 2018 nahmen an der Grüneberg-Grundschule in Köln Kalk, der Kurt-Tucholsky Hauptschule in Köln-Neubrück sowie dem Berufskolleg Ehrenfeld jeweils 20 neuzugewanderte Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 25 Jahren aus verschiedenen Herkunftsländern am FIT-Ferienintensivtraining Deutsch teil, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Da es sich bei FIT um ein freiwilliges Angebot handelt, war es insbesondere der hohen Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler – die zugunsten der Deutschförderung auf freie Zeit in den Ferien verzichteten – als auch der engagierten Arbeit der Sprachlernbegleiterinnen zu verdanken, dass diese Herbstferien für alle Beteiligten zu einer nicht nur in Bezug auf das Sprachenlernen erfolgreichen und erlebnisreichen Zeit wurde.
Die drei Lerngruppen in den drei Schulen verteilten sich auf den Primarbereich sowie die Sekundarbereiche I und II. Jede Gruppe wurden jeweils durch zwei Sprachlernbegleiterinnen oder Sprachlernbegleiter betreut, die durch eine Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) akquiriert werden konnten. Diese Fachkräfte hatten bereits ausgewiesene Erfahrung in der Sprachförderung sowie im Umgang mit neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen. Speziell für die FIT-Maßnahme wurden die Sprachlernbegleiterinnen und Sprachlernbegleiter zusätzlich durch die Landesweite Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren (LaKI) an zwei Samstagen für das Ferienangebot geschult und konnten jederzeit auf die Erfahrung der Geschäftsführung des ZMI zurückgreifen.
Die Zielsetzung des Förderangebots ist die Erhöhung der Sprachkompetenz durch die Verknüpfung des Sprachlernens mit lebensweltlich relevantem Alltagswissen und deren Anwendung in der neuen Umgebung. So gehörten kurze Ausflüge in die Innenstadt oder ins Museum, handwerkliche Tätigkeiten, gemeinsame Einkäufe oder auch der gemeinsame Besuch in einer Eisdiele zum Programm. Die Kinder und Jugendlichen vertieften ihre Sprachkenntnisse während unterschiedlicher alltagsnaher Aktivitäten, wodurch eine jeweils altersangemessene Förderung ermöglicht wurde und sich die Lernmotivation unmittelbar aus den gemeinsamen Tätigkeiten ergab. Während der Lernphasen innerhalb der Schulen wurden ebenfalls unterschiedliche Methoden und Materialien genutzt und zum Teil mit digitalen Lernmedien verknüpft. So wurde in der Grundschule unter anderem mit dem Bilderbuch „Trau’ dich Koala Bär“ von Rachel Bright und Jim Field gelernt, das in Kleingruppen am Smartboard sukzessive erarbeitet wurde. Die Sprachlernbegleiterinnen und Sprachlernbegleiter achteten dabei auf eine gut artikulierte Sprechweise, die durch Gestik, Mimik und rhythmisches Sprechen unterstützt wurde. Die älteren Teilnehmenden wiederum lernten durch altersangemessene Lektionen am Computer, bei denen sie beispielsweise einen Lebenslauf erstellten, oder übten Vokabeln mithilfe einer Quiz-App.
Der Gewinn der Maßnahmen liegt insbesondere darin, dass die Förderung der alltagsrelevanten sprachlichen Kompetenzen in Kombination mit Übungen inmitten der Lebenswelt – im Gegensatz zu Übungen in separierten Sprachförderklassen – die Teilhabemöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler an der Gesellschaft stärkt. Der begleitete Kontakt zu Mitmenschen in der neuen Gesellschaft gibt Selbstvertrauen und fördert gleichzeitig die Autonomie als auch die Kommunikationsfähigkeiten der Lernenden. „Uns war es auch wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler durch das Intensivtraining ermutigt und gestärkt werden“ betonte Rosella Benati von der Geschäftsführung des ZMI. Die hohe Motivation zur Teilnahme an der Maßnahme erwuchs daher sowohl aus dem Wunsch, die deutsche Sprache zu lernen, als auch zu einem großen Teil aus der Möglichkeit, gemeinsam mit den Sprachlernbegleiterinnen und Sprachlernbegleitern spannende Aktivitäten und Abenteuer in dem für die Kinder oft noch neuen Wohnort Köln erleben zu können. „Da die Maßnahme nicht verpflichtend ist und in den Ferien stattfindet, hatten wir anfangs ein wenig Sorge, dass die Teilnehmerzahl mit der Zeit sinken könnte. Aber das war nicht der Fall und am Ende sagten alle Schülerinnen und Schüler, dass sie auch in den nächsten Ferien wieder dabei sein wollen“, berichtete Sarah Tesching, Sprachlernbegleiterin während des Ferienintensivtrainings an der Kurt-Tucholsky-Hauptschule. Gerade für die jüngeren Schülerinnen und Schüler war es zudem während der Tätigkeiten innerhalb der Schule sehr spannend, die Schule in den Ferien nur für sich zu haben, was sie sichtlich genossen. Trotz der vielseitigen Aktivitäten und Lernmethoden folgten die Tagesabläufe gleichzeitig einer klaren Struktur mit gemeinsamen Lern-, Spiel,- Ausflugs- und Mahlzeiten, die den Schülerinnen und Schülern Orientierung und Sicherheit gaben.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die drei Maßnahmen des FerienIntensivTrainings – FIT in Deutsch eine wichtige Ergänzung zum Sprachenlernen im Regelunterricht waren. Die Schülerinnen und Schüler zeigten bei den gemeinsamen spielerischen und handlungsorientierten Übungen eine hohe Lernmotivation und wurden mit viel Engagement, Kreativität und sprachdidaktischen Fachwissen von den Sprachlernbegleiterinnen und Sprachlernbegleitern in ihrem Sprachbildungsprozess unterstützt. Der Bedarf an Deutschkursen in Köln ist weiterhin hoch und es gab bereits viele Anfragen von interessierten Schülerinnen und Schülern, Eltern als auch Lehrerinnen und Lehrern bezüglich zukünftiger Angebote. Das ZMI plant die Ausweitung des Angebotes in den Oster- und Sommerferien und wird hierfür in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) weitere Schulen kontaktieren.