Besser lesen und schreiben lernen in mehrsprachigen Klassen: Ein Unterstützungsangebot für den Verbund Kölner Europäischer Grundschulen

Besser lesen und schreiben lernen in mehrsprachigen Klassen: Ein Unterstützungsangebot für den Verbund Kölner Europäischer Grundschulen

Nadine Steckenborn und Dr. Peter Weber • Artikel im ZMI Magazin 2018 S. 34

Wenn Kinder lesen und schreiben lernen, haben sie eine große Herausforderung zu bewältigen. Sie müssen sich Schritt für Schritt eine ganze Reihe von grundlegenden Elementen der Lese- und Schreibkompetenz erarbeiten und damit das Fundament für ihre schulische Zukunft legen. Für Kinder, die eine andere Erstsprache als Deutsch haben, ist diese Aufgabe besonders komplex. Um die schriftsprachlichen Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler erfolgreich zu fördern, müssen Lehrkräfte in heterogenen Klassen gezielt Kompetenzen in zentralen Bereichen der deutschen Sprache systematisch ausbauen. Von Vorteil ist es dabei, wenn sie ihre eigene Mehrsprachigkeit und die der einzelnen Kinder als Ressource nutzen.
Hier setzt das Unterstützungsangebot „Schriftsprachliche Bildung in der Grundschule“ an, das vom Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in Kooperation mit der Arbeitsstelle Migration der Bezirksregierung Köln und dem ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration entwickelt wurde. Im Schuljahr 2018/2019 wendet es sich zunächst an Lehrkräfte des Verbundes Kölner Europäischer Grundschulen, die sich im Bereich sprachlicher Bildung besonders engagieren und Alphabetisierung in der Erstsprache oder bilingualen Unterricht anbieten. Ab dem nächsten Jahr werden dann auch Lehrkräfte anderer Grundschulen im Regierungsbezirk teilnehmen können.
Die Referierenden, allesamt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forschungsabteilung des Mercator-Instituts, stellen im Rahmen des Unterstützungsangebots Ergebnisse ihrer Projektarbeiten vor, die aktuelle Fragen der Unterrichtsentwicklung thematisieren, und eröffnen so neue Perspektiven für die Praxis. Neben der Informationsvermittlung gibt es zusätzlich Hilfen zur Implementation der vorgestellten sprachdidaktischen Konzepte: Die etwa 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sowohl bei der Erprobung der Unterrichtsideen begleitet als auch bei deren Weitergabe in den Kollegien. Das Unterstützungsangebot will nicht nur einen Beitrag zur Unterrichts-, sondern auch zur sprachsensiblen Schulentwicklung leisten. Passgenau können Qualifizierungselemente, die die jeweilige Schule als gewinnbringend ansieht, ausgewählt und in die vor Ort bestehenden Programme zur Förderung von Mehrsprachigkeit und sprachlicher Bildung integriert werden.
Den Auftakt der Veranstaltungsreihe macht Pia Claes mit dem Thema „Förderung basaler Lese- und Schreibfertigkeiten“. Das flüssige Lesen und Schreiben ist Voraussetzung für den Aufbau anspruchsvollerer Kompetenzen wie das Leseverstehen und das Planen, Verfassen und Überarbeiten von Texten. Das Mercator-Institut untersucht, mit welchen Methoden die Grundfertigkeiten effektiv gefördert werden können.
Im Modul „Instrumente für den Unterricht mit Lernenden nicht-deutscher Muttersprache mit und ohne Schriftkenntnisse“ präsentiert Evhgenia Goltsev einen Materialkoffer für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler, der unter anderem mit Buchstaben-Laut-Hörtabellen und Vorlesestiften ausgestattet ist. Diese Werkzeuge erleichtern es den Kindern, die Laut-Buchstaben-Zuordnungen des Deutschen im Kontrast zu denen ihrer Erstsprachen kennen zu lernen.
Dr. Christoph Gantefort stellt zum Thema „Förderung von Leseverstehen auf der Basis der Gesamtsprachigkeit“ die Prinzipien des pädagogischen Translanguagings vor, bei dem mehrsprachige Schülerinnen und Schüler angeregt werden, ihre Erstsprachen zur Förderung des Leseverstehens deutscher Texte zu nutzen.
Für „Lesen macht stark“, das in Schleswig-Holsteins Schulen landesweit eingesetzte Förderprogramm, entwickelt das Mercator-Institut Instrumente zur Diagnostik und Förderung von Lese- und Schreibkompetenz in der Grundschule, über die Dr. Stefanie Bredthauer informiert. Diese Instrumente machen es möglich, insbesondere Kinder mit Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb früh zu erkennen und zu fördern.
In der abschließenden Veranstaltung erläutert Dr. Christoph Gantefort den „Methodenpool für sprachsensiblen Fachunterricht“. Dabei handelt es sich um ein Online-Tool, das in Kürze Lehrkräften aller Fächer und Schulformen kostenlos zur Verfügung stehen wird. Neben Methodenvorschlägen für die sprachsensible Unterrichtsplanung werden auch Hinweise zum Einbezug von Mehrsprachigkeit im Unterricht gegeben.