Neue Unterstützungsangebote für Lehrkräfte in Vorbereitungsklassen. Eine Kooperation zwischen der Arbeitsstelle Migration der Bezirksregierung Köln und dem Mercator-Institut der Universität zu Köln

Neue Unterstützungsangebote für Lehrkräfte in Vorbereitungsklassen. Eine Kooperation zwischen der Arbeitsstelle Migration der Bezirksregierung Köln und dem Mercator-Institut der Universität zu Köln

Dr. Petra Heinrichs • Artikel im ZMI Magazin 2015, S. 32

Als mit Beginn des vorigen Schuljahrs die „Gemeinsamen Unterstützungsangebote für Lehrkräfte in Vorbereitungsklassen“ an den Start gingen, war das ein Novum für die Stadt und den Regierungsbezirk Köln. Trotz der Kürze der Zeit zwischen Ausschreibung und Start gab es mehr Anmeldungen als Plätze zur Verfügung standen. Mit von der Partie waren schließlich 25 Lehrkräfte von QuisS-Schulen. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität zu Köln und der Arbeitsstelle Migration beteiligten sich im Rahmen einer Kooperation an dieser ersten Qualifizierungsmaßnahme. In 80 Stunden wurde über das gesamte Schuljahr ein teilweise theoretisches, vor allem aber ausgesprochen praxisorientiertes Fundament für den Unterricht in Vorbereitungsklassen gelegt. In den äußerst heterogenen Lerngruppen erlernen bis zu 18 Schülerinnen und Schüler mit den unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen die deutsche Sprache so, dass sie möglichst schnell dem Regelunterricht folgen können, um langfristig den bestmöglichen Schulabschluss und damit eine gesellschaftliche und berufliche Teilhabe zu erreichen.
Aus den abschließenden Rückmeldungen der fortgebildeten Lehrkräfte wurde deutlich, dass sie nichts mehr geschätzt haben als Materialien und methodisches Repertoire, so schrieb es eine Teilnehmende, die „problemlos für den Unterricht adaptiert werden“ konnten, sowie den kollegialen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aller Schulformen. Als unverzichtbar erwies sich auch, dass Lehrkräfte selbst erst praktisch erproben, was sie dann im Unterricht realisieren. So waren viele Teilnehmende beispielsweise verwundert, wie lange sie selbst brauchten, um nur zwei einfache Sätze („Was ist das?“ ─ „Das ist ein Stift.“) in einer ihnen fremden Sprache zu erlernen und wieviel mehr sie tagtäglich ihren Schülerinnen und Schülern abverlangen. Wenn Verlangsamung und stete Wiederholung mit möglichst allen Sinnen wichtige Bausteine des Sprachenlernens sind, dann müssen dafür möglichst viele unterschiedliche Lerngelegenheiten geschaffen werden. Es stellte sich beispielsweise auch die Frage, wie es möglich ist, am selben Vormittag einige Schülerinnen und Schüler bei der Alphabetisierung zu unterstützen, andere auf ihre erste Klassenarbeit über Kurzgeschichten vorzubereiten und wieder andere mit Ortsangaben im Akkusativ vertraut zu machen. Dafür muss der Unterricht nicht neu erfunden werden, aber alternative Unterrichtsformen und -methoden, wie etwa die Arbeit mit Lerntheken, Portfolios oder individuellen Wochenarbeitsplänen wurden als regulärer Bestandteil für den Unterricht in Vorbereitungsklassen fruchtbar gemacht. Insgesamt wurden die Unterstützungsangebote äußerst positiv bewertet; das schönste Lob einer Kollegin lautete: „Die beste Fortbildung in über 30 Jahren!“
Seitdem ist viel passiert. Das Thema Neuzuwanderung ist in den gesellschaftspolitischen und damit auch in den bildungspolitischen Fokus gerückt. Seit Jahresbeginn sind im Land NRW zusätzliche Lehrkräfte unmittelbar für den Unterricht mit neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen eingestellt worden, weitere folgen bis Jahresende. Nicht alle bringen die gewünschten Qualifikationen mit und sind deshalb zur Weiterbildung verpflichtet.
Neben weiteren Unterstützungsangeboten für QuisS-Schulen, auch in diesem Schuljahr mit maximaler Teilnehmendenzahl, hat das Fortbildungsdezernat der Bezirksregierung Köln das in der Arbeitsstelle Migration entwickelte Fortbildungskonzept für den Unterricht in Vorbereitungsklassen übernommen, um Lehrkräfte im gesamten Regierungsbezirk damit zu qualifizieren. Auch an der Universität zu Köln wurden zusätzliche Angebote geschaffen. So können Lehrkräfte beispielsweise an der Vorlesung „Deutsch als Zweitsprache“ teilnehmen und in einem anschließenden Gesprächskreis unterrichtspraktisch begleitet werden.

QuisS – Qualität in sprachheterogenen Schulen ist ein Programm der Bezirksregierung Köln, das von derzeit 111 Verbundschulen eingeführt und implementiert wird, um eine durchgängige sprachliche Bildung unter Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit zu realisieren.
Weitere Infos unter:
http://zmi-koeln.de/index.php/materialien/Allgemeine-Dokumente/QuisS/
ZMI-Magazin 2014, S. 32f.
ZMI-Magazin 2013, S. 35f.