Ehrenamtliche Patinnen und Paten unterstützen Flüchtlingskinder

Ehrenamtliche Patinnen und Paten unterstützen Flüchtlingskinder

Gabriele Haubrich-Sandkühler • Artikel im ZMI Magazin 2015, S. 33

Flüchtlingskinder sprechen in der Regel kein Deutsch. Einige unter ihnen haben in ihrem Herkunftsland keine Schule besucht, manche haben das Lesen und Schreiben nicht erlernt. Dies erschwert häufig die schulische Integration und trägt dazu bei, dass die Kinder oft länger brauchen, bis sie die Anforderungen der Regelklassen bewältigen können. Sie besuchen zunächst Vorbereitungsklassen, bis ihre Sprachkenntnisse ihnen den Besuch von Regelklassen erlauben.

Ehrenamtliche Patinnen und Paten für außerschulische Angebote

Neben der Schule gibt es nun ehrenamtliche Patinnen und Paten, die diese Kinder unterstützen, um ihnen einen schnelleren Übergang in die Regelklasse zu ermöglichen.
Häufig finden diese Kinder keinen Platz im Offenen Ganztag. Ihnen bieten Patinnen und Paten nicht nur Hausaufgabenbetreuung und Deutschlernen an, sondern in gemeinsamen Unternehmungen bauen sie Bindungen auf und schließen auch Freundschaften mit ihnen. Um die nähere Umgebung der Kinder einzubeziehen, finden die Begegnungen in Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kirchengemeinden, Interkulturellen Zentren oder Sportvereinen statt. Es kann aber auch ein Schwimmbad- oder ein Kinobesuch sein.
Manche Kinder besuchen die Schule nicht oder nur unregelmäßig. Die Gründe sind unterschiedlich. Manche dieser Kinder haben lange Schulwege, weil die nächstgelegene Schule keinen Platz anbieten kann. Oft sind die Eltern ein Großstadtleben nicht gewohnt und haben Angst, ihre Kinder allein auf den Weg zu schicken. Auch hier haben die Patinnen und Paten eine wichtige Mittlerfunktion.
Sie leisten Unterstützung bei Elterngesprächen und Behördengängen. Ihr Engagement ist aber auch beim Erlernen verschiedener Kompetenzen gefragt. Themen, wie „Ich komme pünktlich zu meiner Verabredung“ oder „Wie ernähre ich mich gesund?“ sind Beispiele dafür.

Vorbereitung und Umsetzung

Die beiden Träger, der Kölner Flüchtlingsrat und die Kölner Freiwilligen Agentur, sorgen für eine passgenaue Vermittlung, bei der jeweils ein Kind mit einer Patin bzw. einem Paten zusammen gebracht wird. Von den Grundschulen erfährt der Kölner Flüchtlingsrat, welche Kinder Unterstützung benötigen, sofern die Erziehungsberechtigten damit einverstanden sind. Eine 1:1-Betreuung ist auf 12 Monate angelegt, die Treffen mit den Kindern finden in der Regel zweimal pro Woche statt. Voraussetzung für die Übernahme einer Patenschaft sind pädagogische und interkulturelle Erfahrungen.
Zur Vorbereitung auf ihre teilweise schwierige Aufgabe finden Schulungen durch die Kölner Freiwilligen Agentur statt. Dazu gehören Informationen zu Möglichkeiten und Grenzen der Patenschaften, interkultureller Sensibilisierung, Umgang mit Rassismus, Diskriminierung und Traumatisierung sowie Erläuterungen zur politischen Situation in den Herkunftsländern der Kinder.
Darüber hinaus werden Beratungsstellen für Flüchtlinge in Köln vorgestellt und die Ehrenamtlichen selbstverständlich auch über wichtige Regeln und Vereinbarungen bezüglich des Umgangs mit den Kindern und ihren Familien aufgeklärt. Im Rahmen von regelmäßigen Reflexionstreffen erhalten die Ehrenamtlichen die Gelegenheit, sich über das Erlebte auszutauschen, ihre Erfahrungen einzuordnen und bei Bedarf weitere Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Für Patinnen und Paten bietet das Kommunale Integrationszentrum zudem fachliche Schulungen zum Schulsystem und zur Sprachförderung an.

Das Projekt wird hervorragend angenommen

Seit dem Start im August 2014 nimmt das Interesse am Patinnen – und Patenprojekt stetig zu. Derzeit läuft die Akquise für die 3. Patenrunde und es können wieder 30 Kinder begleitet werden. Die Rückmeldungen der beteiligten Kinder, ihrer Familien und der ehrenamtlich tätigen Personen sind durchweg positiv. Auch die Schulen sind sehr überzeugt von dem Projekt.

Organisation und Zusammenarbeit

Der städtische Projektpartner finanziert und bringt sein fachliches Know-how insbesondere über das Kommunale Integrationszentrum ein.
Die Kölner Freiwilligen Agentur e.V. übernimmt die Federführung für die Akquise, Auswahl und Qualifizierung der Freiwilligen und die Begleitung der Patinnen und Paten. Der Kölner Flüchtlingsrat e.V. verantwortet die Kooperation mit den Schulen, die Akquise der Flüchtlingskinder, den Kontakt mit den Flüchtlingsfamilien und die spezifischen Qualifizierungsbestandteile im Themenfeld Flucht und Asyl.

Hintergrund

Die Kölner Freiwilligen Agentur vermittelt freiwilliges und ehrenamtliches Engagement für alle Altersgruppen. Sie kooperiert mit kulturellen, sozialen, ökologischen und interkulturellen Organisationen. Die Arbeitsbereiche:

• Vermittlung von Kölnerinnen und Kölner, die für einige Stunden in der Woche etwas Sinnvolles tun wollen, in ein Ehrenamt.
Dabei steht ein breites Spektrum an Tätigkeiten in Kultur, Sport, Ökologie, Jugend und Soziales zur Verfügung.
• Unterstützung von Unternehmen, die sich im Rahmen des Corporate Volunteering gemeinnützung engagieren wollen.
• Förderung der Lesefähigkeit von Kindern durch ehrenamtliche Vorleserinnen und Vorleser im Projekt Lesewelten.
• Ausbildung von Ehrenamtlichen im Projekt DUO, die Familien bei der Pflege Demenzkranker entlasten.
• Unterstützung Ehrenamtlicher, die Flüchtlinge in Köln willkommen heißen.
• Beratung gemeinnütziger Organisationen in allen Fragen des Freiwilligen-Managements.

Kölner Freiwilligen Agentur e.V.
Clemensstraße 7
50676 Köln
Telefon: 0221/ 888 278-0
Telefax: 0221/ 888 278-10
Email: info@koeln-freiwillig.de

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Das Kommunale Integrationszentrum Köln gibt es seit dem 1. August 2013. In Nordrhein-Westfalen existieren zur Zeit circa 50 Kommunale Integrationszentren, deren kommunale Anbindungen und Aufgaben sich voneinander unterscheiden.
Die Integrationsarbeit ist sehr vielfältig. Wir sind wie alle anderen Kommunalen Integrationszentren tätig in den Bereichen „Integration durch Bildung“ und „Integration als Querschnittsaufgabe“.

Ansprechpartnerin für das Pat*innenprojekt

Gabriele Haubrich-Sandkühler
Telefon: 0221 / 221-29283
E-Mail:
gabriele.haubrich-sandkuehler@stadt-koeln.de
„Seit 1984 setzt sich der Kölner Flüchtlingsrat für die Rechte von Flüchtlingen, die Verbesserung ihrer Lebenslagen und ihre gesellschaftliche Teilhabe ein. Als Träger von Beratungsstellen, des Flüchtlingszentrums FliehKraft und verschiedener Projekte bietet der Verein rechtliche Beratung für Flüchtlinge, unterstützt ihre Selbstorganisation und fördert ihre Bildung.“

Kölner Flüchtlingsrat e.V.

Teamleitung Freiwilligenarbeit
Thomas Zitzmann
(zitzmann@koelner-fluechtlingsrat.de) Tel. +49 (0)160/3375146

Projektmitarbeiterin Christina Dück (dueck@koelner-fluechtlingsrat.de)
Tel. +49 (0)151 54191705

Haus der Evangelischen Kirche
Kartäusergasse 9-11
50678 Köln

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