Im Gespräch mit Michaela Hegemann und Petra Vianden, Schulrätinnen im Schulamt für die Stadt Köln mit der Generale Migration
Die Fragen stellte Rosella Benati, ZMI • Artikel im ZMI Magazin 2015, S. 28
Frau Hegemann, Sie sind seit einem Jahr Schulrätin mit der Generale Migration im Schulamt für die Stadt Köln tätig. Was zeichnet Ihrer Meinung nach die Kölner Schullandschaft besonders aus?
Die Kölner Schullandschaft zeichnet sich besonders durch eine heterogene Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft aus. Gemeinsam verfolgen alle das Ziel der bestmöglichen schulischen Bildung aller Schülerinnen und Schüler sowie die Förderung des Verständnisses anderer Kulturen und Sprachen. Interkulturelle Feste und Herkunftssprachlicher Unterricht in 15 Sprachen sind feste Bestandteile der Kölner Schullandschaft. Die Stadt Köln ist schon immer für viele Menschen ein attraktiver Lebensort gewesen, das sieht man auch im Bereich Migration. Schon seit Jahrzehnten leben Menschen aus verschiedensten Herkunftsländern hier friedlich zusammen. Es existiert eine lange Tradition von kulturell und sprachlich gelebter Vielfalt. Frei nach dem kölschen Motto „Jeder Jeck ist anders“ ist die Akzeptanz und die Bereitschaft zum Miteinander in Gesellschaft und Schule ausgesprochen hoch.
Frau Vianden, zurzeit kommen viele junge Menschen nach Köln. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um diese Kinder und Jugendlichen in das Kölner Schulleben zu integrieren?
Nachdem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kommunalen Integrationszentrum die Erstgespräche und eine Lernstandfeststellung durchgeführt haben, kommen diese Unterlagen ins Schulamt. Hier werden dann adäquate Schulplätze zugewiesen. In den Vorbereitungsklassen wird dann jedes Kind seinem Leistungsstand entsprechend gefördert. Hierbei liegt der Fokus auf dem Erlernen der deutschen Sprache. Unsere Schulen haben große Erfahrung im Bereich der Integration neuer Schülerinnen und Schüler sowohl im Bereich der schulischen Bildung als auch im Bereich der Aktivitäten außerhalb des Unterrichts, wie beispielsweise die Kooperation im Bereich des Herkunftssprachlichen Unterrichtes in Kölner Museen. Gerade der Herkunftssprachliche Unterricht bietet vielen Schülerinnen und Schülern später die Möglichkeit, die eigene Herkunftssprache zu nutzen. Diese wird gleichwertig anerkannt, um fehlende Fremdsprachenkenntnisse z.B. in Englisch oder Französisch zu ersetzen. Es geht darum, Bildungsgänge ohne Brüche zu schaffen.
Frau Hegemann, in unserer Stadt haben viele Verbände, Vereine und Migrantenorganisationen Ihren Sitz. Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit sehen Sie?
In der Kölner Bildungslandschaft entwickeln sich derzeit neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. So hat die Universität in Kooperation mit dem Schulamt für die Stadt Köln ihren Studierenden in diesem Jahr die Möglichkeit eröffnet, ihr Berufsfeldpraktikum in Vorbereitungsklassen zu absolvieren. Ein weiteres Beispiel einer gelungenen Kooperation ist das Projekt „Willkommenshelfer“. Es wurde vom Kommunalen Integrationszentrum mit der Caritas-Integrationsagentur initiiert und im letzten Schuljahr an drei Kölner Schulen durchgeführt. Das Projekt hatte zum Ziel, neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler an ihren Schulen in besonderer Art und Weise „willkommen“ zu heißen. Weiterhin gibt es zurzeit Kooperationen mit Vereinen und Verbänden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, zugewanderte Jugendliche in ihrer Berufswahl zu unterstützen und zu begleiten.
Frau Vianden, was hat Sie in Ihrem neuen Amt besonders überrascht?
Da ich bereits seit über 15 Jahren an Kölner Schulen als Lehrerin und Schulleiterin gearbeitet habe, hat mich im Bereich der Migration nichts wirklich überrascht. Beeindruckt bin ich allerdings von der Vielzahl an Angeboten im Herkunftssprachlichen Unterricht und dass diese von so vielen Schülerinnen und Schülern genutzt werden. Alle Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen in der Stadt Köln fördern zugewanderte Kinder und Jugendliche in Vorbereitungsklassen oder in Form von Einzelintegration. Ein solches flächendeckendes Angebot ist meines Erachtens einzigartig in Nordrhein-Westfalen.
Frau Hegemann, was schreiben Sie sich auf die Fahne? Was haben Sie sich für die kommenden Jahre vorgenommen?
Im Bereich Migration haben meine Vorgängerinnen die Dinge bestmöglich auf den Weg gebracht. Zu allererst kann es nur darum gehen, diesen Weg weiterhin zu beschreiten. Das schließt die Möglichkeit ein auch neue Wege zu suchen und/oder Umwege zu gehen.
Besonders reizvoll ist für mich das sprachliche Lernen voneinander. So wie die zugewanderten Schülerinnen und Schüler in unseren Schulen die Möglichkeit erhalten Deutsch als Zweitsprache zu erlernen, so würde ich es gerne verfolgen, dass alle Schülerinnen und Schüler möglichst viele Sprachen der zugewanderten Klassenkameradinnen und -kameraden als Begegnungssprache kennen lernen können.“