Amore zu der schönen Isotta
Karin Rottmann • Artikel im ZMI Magazin 2014, S. 17
Auf den Spuren der Herkunftskulturen – Von Venedig nach Valencia
Ein Projekt für den italienischen und spanischen Herkunftssprachlichen Unterricht (HSU) im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)
Im letzten Jahr begaben wir uns mit den Kolleginnen und Kollegen für den türkischen Herkunftssprachlichen Unterricht ins Rautenstrauch-Joest-Museum Köln auf die Spuren der orientalischen Kulturen. In diesem Jahr sollte es ein Fortbildungsangebot für die Lehrkräfte des italienischen und spanischen Herkunftssprachlichen Unterricht (HSU) geben. Gibt es denn im Museum für Angewandte Kunst Objekte aus der italienischen und spanischen Kultur?
„Wir haben da ein paar Möbelstücke, Schmuck und Heiligenbilder, Glas aus Venedig und Porzellan mit Commedia dell‘arte-Figuren!“ antwortete mir meine Kollegin, Dr. Romana Breuer, auf meine Frage. Das systematische Sichten der Sammlung brachte interessante Aspekte der angesprochenen Kulturen zu Tage. Die italienische Kultur repräsentiert sich in der Sammlung des Museums als eine höfische, die spanische offeriert den Besucherinnen und Besuchern eine Ausein-andersetzung mit der maurischen und christlichen Tradition.
Es war sehr schön, dass wir auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre aufbauen und die Fortbildung des letzten Jahres als Modell nutzen konnten: Im ersten Halbjahr setzten sich die Lehrkräfte mit den ausgewählten Objekten des Museums auseinander. Es wurden Texte für die Schülerinnen und Schüler geschrieben und in die entsprechenden Sprachen übersetzt. Unterrichtskonzepte wurden diskutiert und Überlegungen angestellt, wie Unterricht in der Schule mit dem Museumsbesuch verknüpft werden kann. In der zweiten Jahreshälfte 2014 wurden die Unterrichtseinheiten mit den Museumsbesuchen von den Lehrkräften durchgeführt.
Zum Abschluss traten dann die Schülerinnen und Schüler als „Schülercicerone“ beim deutsch-italienisch-spanischen Familientag am 6. Dezember 2014 im Museum auf. „Schülercicerone“ sind Fachleute für ein Museumobjekt, d.h. die Schülerinnen und Schüler informieren die vorbeiflanierenden Museumsgäste über ihr Objekt. Dafür müssen sie sich nicht nur als Fachleute auf die jeweiligen Objekte vorbereiten. Sie eignen sich auch die entsprechenden Präsentationstechniken an und lernen, sich einer Öffentlichkeit zu stellen. Mit diesem Konzept werden sie nicht nur kleine Botschafterinnen und Botschafter für das Fach Herkunftssprachlicher Unterricht, sondern auch für das Museum. Sie werden zu aktiven, selbstbewussten und mehrsprachigen Akteurinnen und Akteuren im kulturellen Leben unserer Stadt.
Die Präsentationstrainings haben in diesem Fortbildungsprogramm eine noch größere Rolle bekommen. Omar El Saeidi, der als Schauspieler bereits viele Trainings mit Projektgruppen durchgeführt hat, inszenierte unsere Ideen für die Präsentationen im Museum. Wir staunten nicht schlecht, als wir aufgefordert wurden, unsere Vorbereitungen auf dem Boden liegend vorzutragen oder in einer typischen Pose einer Theaterfigur zu verharren, während eine weitere Figur agiert. Es war schön zu sehen, dass die Vermittlungsarbeit in Schule und Museum vom Know how der Theaterpädagogik und eines Bühnenprofis profitieren kann.
Unsere nun „aufgepeppten“ Ideen für die Arbeit mit den Schulklassen wurden im zweiten Fortbildungshalbjahr im Unterricht mit den Kindern und Jugendlichen genutzt, um den Familientag im Dezember vorzubereiten. In der ersten Sitzung nach den Sommerferien wurde eine weitere Arbeitstechnik im Museum vorgestellt: Die HSU-Lehrkräfte sollten zu ihren Objekten jeweils ein Museumsgraffiti legen: Die Medaille der schönen „Isotta von Rimini“ erhielt zu Füßen der Vitrine mit blutroten Lettern aus Wollschnüren in zwei Sprachen das Wort „amore“ – „Liebe“ gelegt. Die beiden Sprachen wurden mit einem Herzsymbol bedeutungsgeladen verbunden. Wir diskutierten, ob diese gelegten Worte vor den Ciceronestationen eine gute Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler darstellen, mit ihrem Publikum ins Gespräch zu kommen. Geht es Ihnen nicht auch so, dass Sie gerne wüssten, welche Bedeutung das Wort „amore“ bzw. „Liebe“ zu Füßen der Isotta hat?