111 Schulen in den QuisS-Verbund
Dr. Petra Heinrichs • Artikel im ZMI Magazin 2014, S. 32
111 Schulen sind mit Beginn des Schuljahrs 2014/15 im erweiterten QuisS-Verbund der Bezirksregierung Köln aktiv. Offiziell aufgenommen wurden sie im Rahmen einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung am 14. Mai 2014 im Plenarsaal der Bezirksregierung Köln.
QuisS ─ Qualität in sprachheterogenen Schulen
QuisS-Schulen stärken ihre Schülerinnen und Schüler systematisch im Rahmen eines sprachsensiblen Schulprogramms. Ziel ist es, alle Schülerinnen und Schüler in die Lage zu versetzen, die bestmöglichen Bildungsabschlüsse zu erreichen. Deshalb hat die Arbeitsstelle Migration das ehrgeizige Programm QuisS – Qualität in sprachheterogenen Schulen entwickelt. Daran nehmen im laufenden Schuljahr 78 Schulen der Primarstufe und 33 Schulen der Sekundarstufe im Regierungsbezirk teil.
Feierliche Eröffnung des QuisS-Verbundes
Offiziell begrüßt im erweiterten QuisS-Verbund wurden Schulleitungen und Sprachbeauftragte bei der Eröffnungsveranstaltung am 14.05.2014 durch Regierungspräsidentin Frau Gisela Walsken, die ihre Anerkennung und Unterstützung für das QuisS-Programm aussprach. Das musikalische Rahmenprogramm „Hands Off Music!“ von Schülerinnen und Schülern der Anna-Freud-Schule in Köln unter Leitung von Herrn Tobias Dehler stieß auf große Begeisterung beim Publikum. Durch den Tag führte der für das QuisS-Programm verantwortliche Dezernent Manfred Höhne.
Die Eröffnungsvorträge hatten zentrale Elemente der Unterrichtsentwicklung zum Gegenstand. PD Dr. Alexandra Zepter (Universität zu Köln) sprach über Fragen des sprachsensiblen Unterrichts für alle Schülerinnen und Schüler und Dr. Christoph Gantefort (Universität zu Köln) referierte zu Fragen der Mehrsprachigkeit. Beide sind verantwortlich für die wissenschaftliche Begleitung zweier BiSS-Projekte (Bildung in Sprache und Schrift).
Später am Tag gab es regionale Treffen, in denen die QuisS-Schulen ihre QuisS-Koordinatorinnen vor Ort kennenlernen und sich miteinander vernetzen konnten. Die Sprachbeauftragten der Schulen wurden am Nachmittag in ihre Aufgaben und die ersten bzw. weiteren Handlungsschritte für QuisS-Schulen eingeführt.
Historie und Entwicklung
Seit mehr als 10 Jahren unterstützt die Arbeitsstelle Migration Schulen im Bereich eines sprachsensiblen und mehrsprachigen Unterrichts. QuisS-Schulen, so formulierte es die Regierungspräsidentin in ihrer Rede, sollen im Rahmen ihrer Schulentwicklung „Leuchttürme“ für andere Schule werden.
Die Pilotphase für QuisS lief 2011-2014 mit 26 Schulen. Gestärkt durch praktische Erfahrungen und Erkenntnisse der Bildungsforschung bewegt sich das QuisS-Programm in einem Drei-Säulen-Modell: Unterrichtsentwicklung – Schulentwicklung – Vernetzung in der Kommune.
Unterrichtsentwicklung
Im Zentrum des QuisS-Programms steht die Unterrichtsentwicklung, die auf einen systematischen und durchgängigen sprachsensiblen Regelunterricht für alle Schülerinnen und Schüler in möglichst vielen Fächern abzielt. Dabei findet das Sprachbildungsprogramm DemeK – Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen Anwendung. Angebote zur mehrsprachigen Erziehung sind gleichermaßen von Bedeutung. Während Grundschulen vor allem mit KOALA – Koordinierte Alphabetisierung und Koordiniertes Lernen sowie bilingualen Lernangeboten arbeiten, geht es in der Sekundarstufe primär darum, die Herkunftssprachen der Schülerinnen und Schüler im Fächerangebot zu stärken. Eine große Rolle spielt auch die konsequente Leseförderung im Deutsch- und Fachunterricht sowie in außerunterrichtlichen Angeboten.
Schulentwicklung
Eine sprachsensible Unterrichtsentwicklung ist dann besonders wirkungsvoll, wenn sie eng verzahnt ist mit einer sprachsensiblen Schulentwicklung. Daher gibt es in den Schulen QuisS-Sprachbeauftragte, Steuer- bzw. Projektgruppen zur systematischen sprachsensiblen und mehrsprachigen Schulentwicklung sowie eine schulprogrammatische Verankerung des QuisS-Programms.
Vernetzung in der Kommune
Entscheidend ist auch die Vernetzung in der Kommune, um Projekte zu realisieren, die über den Fachunterricht hinausgehen wie etwa Ferienschulen, Lesekonzerte und Sprachfeste. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist besonders wichtig für den schulischen Erfolg der Kinder und Jugendlichen. Wichtige Ansprechpartnerinnen vor Ort sind die QuisS-Koordinatorinnen in den Regionen.
Zusätzliche Angebote
Neben Angeboten zum interkulturellen und sozialen Lernen sowie zur ästhetischen Erziehung ist die Unterstützung von Lehrkräften in sogenannten Vorbereitungsklassen ein weiteres Arbeitsfeld an vielen QuisS-Schulen. Durch Kooperationen mit den Kommunalen Integrationszentren, mit dem Mercator-Institut der Universität zu Köln und dem ZMI wurden eigene Unterstützungsangebote konzipiert.
Unterstützt werden QuisS-Schulen zudem durch Qualifizierungsmaßnahmen und vielfältige Unterrichtsmaterialien, durch Netzwerkarbeit und Kooperationen sowie durch die Bereitstellung von Stellenanteilen aus dem Bereich der Integrationsstellen.
QuisS mit BiSS
Beteiligte Schulen:
Heinrich-Heine-Gesamtschule Aachen
Heinrich-Böll-Gesamtschule Düren
Albert-Schweitzer-Realschule Köln
Projektleitung:
Dr. Petra Heinrichs, Arbeitsstelle Migration
BiSS-Koordination:
Birthe Hahn
Wissenschaftliche Begleitung:
PD Dr. Alexandra Zepter
Die drei BiSS-Verbundschulen gehören zu den QuisS-Programmschulen der Bezirksregierung Köln und haben in den Klassen 5 und 6 bereits einen sprachsensiblen Deutschunterricht mit DemeK (Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen) eingeführt. Schülerinnen und Schüler sollen bildungssprachliche Kompetenzen in möglichst allen Fächern aufbauen, um auf lange Sicht ihren Schulerfolg zu sichern.
Um dies schrittweise zu realisieren, konzentrieren sich die BiSS-Schulen zunächst auf den Umgang mit Sachtexten. Bewährte Konzepte zu DemeK im Deutschunterricht werden in dieser Phase weiterentwickelt und auf andere Fächer übertragen, mit dem Ziel methodisch-didaktische Ansätze eines systematischen sprachsensiblen Unterrichts entlang der (schulinternen) Lehrpläne weiterzuentwickeln. Daraus resultieren entsprechende Materialien für sprachsensible Unterrichtsreihen. Diese werden zum Einsatz im Unterricht an den Schulen erprobt und evaluiert, damit sie schließlich dem gesamten Fachkollegium zur Verfügung stehen.
Ein erster, gemeinsam zu bearbeitender Schwerpunkt ist der Themenkomplex des Beschreibens. In diesem Schuljahr entsteht eine Unterrichtsreihe zum Thema Beschreiben im Deutschunterricht der Klasse 5, die im 1. Halbjahr des Schuljahres 2014/15 an allen drei BiSS-Schulen erprobt wird. Beschreiben, insbesondere Tierbeschreibungen, wurden anknüpfend an die DemeK-Qualifikationskurse bereits exemplarisch erprobt, was die Grundlage für die Konzeption einer darauf aufbauenden kompetenzorientierten Unterrichtsreihe bildet. Fächerübergreifende Bausteine für den Biologieunterricht / NW-Unterricht und den Erdkundeunterricht / GL-Unterricht werden parallel entwickelt.
Langfristig werden weitere Materialien für die Klasse 5 und nachfolgende Jahrgangsstufen zum Thema Beschreiben entstehen, damit grundlegende sprachliche Bausteine dieses Themengebiets nachhaltig erworben und gefestigt werden können. Der sprachliche Operator wird auf diese Weise abrufbar für andere sprachliche Handlungen, die darauf aufbauen oder daran anknüpfen können, wie beispielsweise Erklären, Diskutieren und Berichten. Unterrichtskonzepte dazu werden im Anschluss entwickelt.