Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte im Praxissemester an der Universität zu Köln

Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte im Praxissemester an der Universität zu Köln

von Mona Massumi • Artikel im ZMI Magazin 2014, S. 12

Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte an der Universität zu Köln
An der Universität zu Köln (UzK) wird Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte modularisiert im Master of Education seit dem Wintersemester 2014/15 angeboten. Das Modul umrahmt das Praxissemester bewusst mit einer Vorlesung im 1. Mastersemester und einem vertiefenden Aufbauseminar im 3. Mastersemester, um für Studierende durch die hohe Theorie-Praxis-Verzahnung eine möglichst hohe Wirksamkeit in der Ausbildung zu erzielen:
Die Verzahnung des Moduls mit dem Praxissemester
Das Ziel des Moduls ist es, sprachwissenschaftliches Grundlagenwissen und didaktisch-methodische Ansätze sowie Prinzipien zu vermitteln, um einen sprachsensiblen Fachunterricht zu ermöglichen. So sollen die Studierenden die individuellen sprachlichen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler, insbesondere ihre bildungssprachlichen Fähigkeiten, diagnostizieren können, um die fachsprachlichen Anforderungen des jeweiligen Unterrichtsgegenstandes und die sprachlichen Anforderungen eines konkreten Themenbereichs fertigkeitsbezogen zu ermitteln. Weiterhin sollen die Studierenden in der Lage sein, Lehr- und Lernmaterialien kritisch im Hinblick auf ihren Beitrag zu sprachlicher Bildung zu analysieren. Vor dem Hintergrund theoretischen Wissens und empirischer Befunde sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, didaktische und methodische Elemente zu reflektieren, sprachbedingte Lernschwierigkeiten von anderen zu unterscheiden sowie sprachsensiblen Fachunterricht zu planen. Mit diesen Grundlagen erhalten die Studierenden für das Praxissemester das Fundament, um die Anforderungen ihres Faches, die Voraussetzungen der Lernenden und vorhandene Fördermöglichkeiten aus der (fach-)sprachlichen Perspektive zu reflektieren. Angestrebt wird damit insgesamt, dass die Studierenden sich im Kontext der eigenen Professionalisierung für Mehrsprachigkeit und sprachliche Übergangsphänomene öffnen.
Während des Praxissemesters werden die Themen Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte und Sprachsensibler Fachunterricht in die jeweiligen fachlichen Kontexte eingebunden. Studierende haben darüber hinaus die Möglichkeit, diesen Bereich im Rahmen ihres Studienprojekts zu vertiefen.
Im Anschluss an das Praxissemester (im 3. Mastersemester) werden Erkenntnisse und Fragen der Studierenden aus jenem Praxissemester in Aufbauseminaren aufgegriffen und vertieft. Diese didaktisch ausgerichteten Seminare vermitteln den Studierenden nicht nur Kenntnisse, sondern auch praxis-orientierte Handlungsmöglichkeiten und Instrumente, um sprachsensiblen Unterricht gestalten zu können. Abschließend wird das Modul mit einer benoteten Modulabschlussprüfung beendet.

Das bereits beschriebene Modul Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte umschließt das Praxissemester. Parallel zu der einführenden Vorlesung im Rahmen des Moduls besuchen die Studierenden an der UzK im 1. Mastersemester in ihren studierten Fächern (ggf. Fachrichtungen) und Bildungswissenschaften zehn Wochen Vorbereitungsveranstaltungen für das Praxissemester, die der fachdidaktischen bzw. bildungswissenschaftlichen Vorbereitung auf das Praxissemester dienen. Anschließend werden die Studierenden in eines dieser besuchten Vorbereitungsseminare eingeteilt, das ihre sogenannte Profilgruppe bildet. In dieser Profilgruppe erfolgt eine spezifische Vorbereitung auf das Praxissemester und die Betreuung während des Praxissemesters. Außerdem absolvieren die Studierenden in ihrer jeweiligen Profilgruppe ihr so genanntes Studienprojekt1, das wiederum Grundlage für ihre benotete Modulabschlussprüfung nach dem Praxissemester im 3. Mastersemester bildet. Da Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte kein eigenständiges Unterrichtsfach darstellt, kann es folglich keine Profilgruppe bilden. So haben Studierende dennoch die Möglichkeit, den Schwerpunkt ihres Studienprojekts auf Deutsch für Schüler und Schülerinnen mit Zuwanderungsgeschichte bzw. sprachsensibler Fachunterricht zu legen.
Weiterhin geben die Zentren für schulpraktische LehrerInnenbildung (ZfsL) zu Beginn des Praxissemesters Einführungsveranstaltungen zum Praxissemester. Während des Praxissemesters sind sie in begleitender und beratender Funktion tätig. Sie betreuen auch die Unterrichtsvorhaben unter Begleitung, die dann wiederum als Grundlage für das unbenotete Bilanz- und Perspektivgespräch dienen. Durchgängig ist die Dimension Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte sowie die sprachsensible Perspektive integrativ zu berücksichtigen. Diese Forderung bezieht sich auch auf die Schulen, an denen die Studierenden ihr Praxissemester ableisten, da die schulischen Akteure eine begleitende und beratende Rolle einnehmen, die sich hauptsächlich auf die Schul- und Unterrichtspraxis bezieht.
Die Lehramtsstudierenden an der UzK führen während ihrer gesamten universitären Ausbildung das obligatorische e-Portfolio, mit dem Ziel die Reflexivität der Studierenden zu erhöhen und sie in ihrem Professionalisierungsprozess zu begleiten. Das Portfolio Praxissemester bietet den Studierenden (sowie beteiligten Akteurinnen und Akteuren) Anregungen zur Reflexion über Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte sowie sprachsensible Aspekte.

Die Bedeutung von Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte für die beteiligten Akteurinnen und Akteuren und Institutionen des Praxissemesters
Deutsch für Schüler und Schülerinnen mit Zuwanderungsgeschichte stellt kein eigenständiges Unterrichtsfach dar. Das spezifisch ausgerichtete Modul sensibilisiert die Studierenden für eine sprachlich heterogene Schülerschaft und bahnt Kompetenzen in den Bereichen Diagnostik und Förderung an. Darüber hinaus ist eine kontinuierliche Einbettung dieser Thematik in die Angebote der Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften notwendig, um den Studierenden fachsprachspezifische Förderkompetenzen sowie die Verzahnung ihrer Fächer mit Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte zu vermitteln. Das bedeutet, dass das Thema Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte neben dem Modul als solches für alle beteiligten Akteure sowie Institutionen des Praxissemesters an der UzK von zentraler Bedeutung ist, da Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte als Querschnittsaufgabe in der Schul- sowie Unterrichtsentwicklung zu sehen ist. Sowohl die Themen Deutsch für Schülerinnen und Schüler n mit Zuwanderungsgeschichte als auch sprachsensibler Fachunterricht sind dementsprechend durchgängig in allen Fächern in Vorbereitung, Einführung, Begleitung, Beratung sowie Reflexion von universitärer Seite, den Zentren für LehrerInnenbildung sowie Schule zu berücksichtigen und zu verankern.

Literatur
Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2009): Lehrerausbildungsgesetz 2009. Gesetz über die die Ausbildung für Lehrämteran öffentlichen Schulen (Lehrerausbildungsgesetz – LABG) vom 12. Mai 2009 (Stand. 15.06.2014). Verfügbar unter: http://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/LAusbildung/LABG/LABGNeu.pdf

Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2009): Verordnung über den Zugang zum nordrhein-westfälischen Vorbereitungsdienst für Lehrämter an Schulen und Voraussetzungen bundesweiter Mobilität (Lehramtszugangsverordnung – LZV) vom 18. Juni 2009. Verfügbar unter: http://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/LAusbildung/Studium/Regelungen-Lehramtsstudium/LZV180609.pdf

Hintergrund

Mit dem neuen Lehrerausbildungsgesetz (LABG vom 12. Mai 2009) findet die Bedeutung der deutschen Sprache für Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte einen neuen Stellenwert in der Lehramtsausbildung. Denn das neue Lehrerausbildungsgesetz gibt vor, dass „Leistungen in Deutsch für Schüler und Schülerinnen mit Zuwanderungsgeschichte […] für alle Lehrämter zu erbringen“ (LABG 2009, §11) sind. Anknüpfend daran formuliert die Lehrerzugangsverordnung als übergreifende Kompetenz, dass „Grundkompetenzen in der Förderung von Schülern und Schülerinnen mit Zuwanderungsgeschichte im Zusammenhang interkultureller Bildung“ (LZV 2009, §11.3) erwartet werden. Weiterhin ist „Deutsch für Schüler und Schülerinnen mit Zuwanderungsgeschichte“ in allen Lehramtsformen mit 6 Leistungspunkten zu vergüten (vgl. LZV 2009, §2-6). Diese gesetzliche Verankerung im Lehrerausbildungsgesetz macht dementsprechend Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte für alle Lehramtsstudierenden in NRW unabhängig ihrer studierten Schulformen oder Fächer zu einem verpflichtenden Bestandteil ihres Lehramtsstudiums.