Laulali, Vanillekind – Kinderkulturpreis NRW

Laulali, Vanillekind – Kinderkulturpreis NRW für ein interkulturelles Poesie- und Buchprojekt an der Grundschule Westerwaldstraße mit bilingualem Zweig Deutsch-Italienisch, Schule im Verbund Kölner Europäischer Grundschulen

von Andrea Karimé • Artikel im ZMI Magazin 2013, S. 38

Inspiriert durch die Buchprojekte der Schreibwerkstatt Buchkinder Leipzig e.V., deren Bücher ausschließlich aus Kindertexten bestehen und welche Kindersprache und -ästhetik maximalen Raum geben, entstand bei mir die Idee, mit Kindern einer Grundschule in Köln ein solches Buch zu machen. Den Kindern sollte im Rahmen einer Projektwoche die Möglichkeit gegeben werden, Genre, Thema und Form frei zu wählen. Als Erweiterung zu der von den Leipzigern vorgegebenen Marschroute sollten poetische Experimente die Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder spielerisch erweitern und inspirieren. Zudem sollten in dem Buch alle von den Kindern als bedeutsam erachteten Sprachen Berücksichtigung finden.
Gemeinsam mit der Künstlerin Beate Gördes, dem Autorenverband Aura 09, den Lehrerinnen Ayşe Çalışkan, Mariagrazia Clari-Seffen und Angelika Bähr sowie der Bärenklasse der GGS Westerwaldstraße, haben wir (gefördert von der RheinEnergie Stiftung) diese Idee im Herbst in die Tat umgesetzt. Im Rahmen einer Projekt-Werkstattwoche ist ein Buch mit Texten und Bildern „von großer Vielschichtigkeit, die auf einzigartige Weise zusammenspielen“1, entstanden – ein Buch mit vielen Sprachen und dem Titel Laulali, Vanillekind.
Was ist das Besondere an diesem Projekt? „Laulali Vanillekind überzeugt durch sein offenes Vermittlungskonzept, das den Kindern die freie Entscheidung über den Inhalt die Form und auch die Sprache des jeweils eigenen Beitrags für das gemeinsame Buch ließ.“
Der Aspekt der Rückgewinnung der eigenen Texte als Raum der Selbstbestimmung ist hier von besonderer Bedeutung. Der Text wird nicht als Erfüllung eines aufsatzdidaktischen Arbeitsauftrags geschrieben, sondern aus einem eigenen Impuls, entlang einer Idee, die auf vielfältige Weise gefunden werden kann. Experimente mit Farbe, Form und Sprache waren Ausgangspunkte dafür, genauso wie Fantasien, Gedanken und Träume. Alles war erlaubt: Selbstentfaltung und Schreibvergnügen waren das Ziel, auf Wegen, die keinesfalls immer den Regeln der linearen Handlungslogik, Orthografie und Grammatik folgen können. Vielmehr waren Kinderästhetik und -sprache der Navigator, und das Ziel im Auge, ein Buch für Kinder zum Lesen, Anschauen und Amüsieren zu produzieren. Insbesondere Wortneuschöpfung, Wortsammlung und -anordnung, Experimente mit Wörtern aus anderen Sprachen, der abstrakte Bild-Druck, das Freewriting und die Textcollage waren verwendete poetische Verfahren. Ermutigung und Vertrauen der Kursleiterinnen waren ebenso wichtig, wie deren vorbildhafte Begeisterung von Material und ästhetischer Praxis und Forschung.
Als Sprache wählten die meisten Kinder Deutsch. Der sanft lektorierte Text wurde im zweiten Schritt in die Herkunftssprache von den Kindern selbst, mit Unterstützung von Eltern oder der Lehrerin des Herkunftssprachlichen Unterrichts übersetzt. In wenigen Fällen haben wir eine professionelle Übersetzung in Anspruch genommen.
Das Layout, von Beate Gördes angefertigt, verdeutlicht Bild und Text als Partner einer Idee und Suche. Das gedruckte Buch wurde von den Kindern in einer Lesung präsentiert und an interessierte Kinder im Publikum verteilt. Kurze Zeit später wurde das Projekt mit dem Kinderkulturpreis NRW ausgezeichnet.
Die Schule GGS Westerwaldstraße hat aus diesem Anlass eine große Veranstaltung und (gefördert von den Köln Arkaden) eine zweite Auflage organisiert. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler präsentierten ihre Bilder und Texte noch einmal stolz in jeweils zwei Sprachen vor einem begeisterten Kinderpublikum, das insbesondere die scheinbaren Nonsenstexte sowie die Texte mit „Logiklücken“ in der Handlung mit großem Applaus honorierte. 
Das Buch ist wieder vergriffen, aber im Internet kann man es als PDF herunterladen unter:
www.vanillekind.de