Die Kölner Sommerferienschule 2021 – ein digitales Angebot
zur sprachlichen Bildung von Kindern und Jugendlichen
von Daniela Wamhoff • Artikel im ZMI Magazin 2021/22, S. 20
In der aktuellen Situation ist alles etwas anders – auch die diesjährige Ferienschule, die zum ersten Mal in ihrer Geschichte komplett digital stattgefunden hat. Im Rahmen eines speziell auf das Distanzlernen ausgerichteten Sprachförderunterrichts wurden insgesamt 20 Schüler*innen von Lehramtsstudierenden der Universität zu Köln unterrichtet. Der folgende Beitrag zeigt, wie dieser Unterricht auf Distanz ausgesehen hat, welche Stolpersteine, aber auch gemeinsamen Erfolgserlebnisse es gegeben hat.
Es ist 8:30 Uhr: Ein fröhliches „Hallo! Was machen wir heute?“ ertönt dieses Mal nicht im Klassenraum, sondern aus dem Laptop-lautsprecher. Luisa (11)1 ist wieder einmal eine der ersten im digitalen Klassenzimmer der Ferienschule 2021 und wie schon die letzten Tage bis in die Haarspitzen motiviert. Mit ihrer guten Laune steckt sie alle an – auch die sechzehn Studierenden, die in diesem Jahr den Unterricht gestalten und bereits vollzählig versammelt sind, um ihre Schützlinge in Empfang zu nehmen. Deren Namen blinken nach und nach im digitalen Warteraum auf und sie werden eingelassen. Aus den insgesamt fast 40 Kacheln auf dem Bildschirm blinzeln nun interessierte, teils hellwache, teils noch etwas müde Gesichter in die Runde. Manche der Schüler*innen sitzen an Tischen, andere haben es sich auf dem Bett oder in einem Sessel bequem gemacht. Das ist erlaubt, denn bei der diesjährigen Ferienschule ist alles etwas anders.
Die Corona-Pandemie hat auch vor der Ferienschule nicht Halt gemacht. Angesichts schwankender Inzidenzen und eines ständig drohenden Lockdowns erlebte sie in diesem Jahr eine Premiere: Anstelle einer Ferienschule in Präsenz, wie sie bereits seit 2003 regelmäßig an verschiedenen Kölner Schulen umgesetzt wurde, fand sie erstmals vollständig digital statt. Somit stand sie vor der Aufgabe, Formate für einen modernen Sprachförderunterricht zu entwickeln, der nicht nur versucht, Schüler*innen angemessen zu fördern und Lerndefizite aus der Zeit des Lockdowns auszugleichen, sondern auch einen Beitrag zu einer zeitgemäßen Lehrer*innenbildung zu liefern.
Völlig neu ist der Einbezug digitaler Medien in der Ferienschule nicht. Schon seit einigen Jahren werden auch im Präsenzunterricht Sprachlern-Apps auf Tablets verwendet. Jedoch hat die besondere Situation seit März 2020 der Digitalisierung im Bereich der Bildung unbestreitbar einen großen Entwicklungsschub verpasst. Dies hat Lehrende und Lernende vor einige Herausforderungen gestellt. Neben Fragen der Heterogenität und der allgemeinen Unterrichtsgestaltung spielten dabei auch Fragen der konkreten Umsetzung wie der Umgang mit technischen Problemen eine Rolle. Dank der guten Zusammenarbeit und Vorbereitung aller Beteiligten hielten sich diese in der Ferienschule 2021 jedoch im Rahmen.
Das digitale Lernen bietet aber auch einige grundlegende Vorteile. So waren zwar die meisten Schüler*innen aus Köln zugeschaltet; ein Muss ist das allerdings nicht mehr: So nahm beispielsweise Vitas (11) aus dem Baltikum teil, wo er im Zeitraum der Ferienschule seine Großeltern besuchte.
Ungeachtet aller Neuerungen blieb der grundsätzliche Ablauf der Ferienschule weitestgehend gleich: Morgens fand ein bedarfsgerechter, an Niveau und Lerninteressen der Kinder und Jugendlichen ausgerichteter Sprachförderunterricht in Kleingruppen statt. Das inhaltliche Spektrum bewegte sich von einfacher Alltagskonversation über die Thematisierung der eigenen Mehrsprachigkeit bis hin zum Schreiben von Bewerbungen – all dies jedoch nicht mehr an der Tafel oder auf Papier, sondern über unterschiedliche Webplattformen wie z. B. Mural oder Padlet. Im Vergleich zum analogen Präsenzunterricht ermöglichen diese Plattformen in besonderem Maße das kollaborative Arbeiten an einem gemeinsamen Produkt. Aufgelockert wurde das Ganze durch gelegentliche Sporteinheiten, die eine willkommene Abwechslung zum Sitzen vor dem Bildschirm boten.
Der Unterricht wurde angeleitet von Lehramtsstudierenden der Universität zu Köln, die zuvor im Rahmen eines Vorbereitungsseminars von den Dozierenden auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden.
Am Nachmittag gestalteten Katharina Tzoukas und Michèl Lier, zwei studentische Tutor*innen aus dem Fachbereich Kunst und mit langjähriger Sprachfördererfahrung, ein kreatives Programm, in dessen Rahmen die Kinder und Jugendlichen sich mit den Themen „Selbstkonzept“ und „Identität“ auseinandersetzten und dazu gestalterisch tätig wurden. Aus den künstlerischen Erzeugnissen entstand ein Kurzfilm, der als Höhepunkt der Woche im Rahmen einer kleinen Abschlussfeier gemeinsam angesehen wurde. Ergänzt wurde das bunte Programm von kleinen, ebenfalls digital gestalteten Showeinlagen der Kinder und Jugendlichen. So beeindruckte etwa Vitas mit ein paar sehr gelungenen Zeichnungen und die fröhliche Luisa ließ es sich nicht nehmen, mit einer farbenfrohen animierten Präsentation die Sommerferien einzuläuten. Nach einer intensiven Woche voller neuer Erfahrungen hatten alle Beteiligten sich diese auch redlich verdient!
Die Ferienschule ist Bestandteil des Kooperationsprojekts Sprachliche Bildung, einem gemeinsamen Projekt des Instituts für deutsche Sprache und Literatur II und des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in Zusammenarbeit mit der Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung (ZuS) und dem ZMI – Zentrum für Mehrsprachigkeit und Integration. Organisiert und inhaltlich betreut wurde die Ferienschule 2021 von Dr. Diana Gebele, Petr Frantik, Magdalena Kaleta, Verena Meis und Daniela Wamhoff. Für die großzügige finanzielle Unterstützung der Ferienschule 2021 danken wir der Annemarie und Helmut Börner-Stiftung Köln.